■ Daumenkino: Rendezvous mit einem Engel
Whitney Houston nimmt es sehr ernst mit ihrer Schauspielkarriere: Als Julia Biggs trägt sie meist wollene unförmige Kleider. Als wäre es der Gipfel der Frivolität, zuzugeben, daß auch die Frau eines Priesters eine Taille haben kann. Zum Ausgleich gibt es eine fabelhaft aussehende Großmutter (Jenifer Lewis), die im tief ausgeschnittenen rosafarbenen Kostüm ein imponierendes Dekollete vorführt und anmutig ihre Zigarette hält.
Henry Biggs ist in einer schweren Glaubenskrise. Seine Gemeinde ist arm, die Menschen halten ihn für kühl und trauen ihm nicht so recht. Er rackert sich ab und macht auch alles richtig, aber er ist nicht mehr so recht mit dem Herzen dabei. Um Ehe und Gemeinde zu retten, schickt Gott einen Engel auf die Erde: Dudley.
In der ersten Filmversion von 1947 spielte Cary Grant diese Rolle überaus charmant. Mit Denzel Washington ist sie kaum schlechter besetzt. Whitney hat ausgiebig Gelegenheit, im Gospelchor zu singen. Denzel trocknet Kindertränen, lächelt hinreißend und ist kurz davor, die Frau des Priesters zu verführen. Doch was 1947 nicht möglich war, kann auch 1997 nicht sein. Schade. see
„Rendezvous mit einem Engel“. Regie: Penny Marshall
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