■ Die Krise gehört zum Kapitalismus : Reinigende, heilsame Funktion
betr.: „Kapitalismus gescheitert“, taz vom 1. 10. 08
Da ist die Überschrift leider mal voll daneben gegangen. Wegen Staatshilfe ist der Kapitalismus gescheitert? Gehört der Staat nicht zum Kapitalismus? Interessant.
Überhaupt scheint ihr von der Krise völlig überrascht und in Panik verfallen zu sein wie gewöhnliche Anleger oder Spekulanten. Tragt doch mal zur Aufklärung bei und listet die Krisen seit 1929 auf und mit welchen „Allheilmitteln“ sie überwunden wurden.
Noch besser wäre natürlich, ich würde grundlegende Analysen in der taz finden in Fortsetzung eines älteren Gelehrten, der die politische Ökonomie einer grundlegenden Kritik unterzogen hatte. Erstaunlicherweise griff er auf die bereits vorhandene Erkenntnis zurück, dass die Krise zum Kapitalismus gehört wie das Fieber zur Krankheit (wenn denn das Immunsystem funktioniert). Wie wär es also damit: Die Krise hat im Kapitalismus eine reinigende, eine heilsame Funktion, weil sie massenhaft Kapital vernichtet. Nur so kann die Jagd nach Profit auf neuer Grundlage wieder starten.
Der Mangel der ganzen Suche nach Schuldigen, das Anprangern gieriger Finanzhaie, die hilflosen Rezepte zur Rettung haben eins gemeinsam: Sie gehen an jener heilsamen Funktion der Krise vorbei, die ihre Funktion eben nur erfüllen kann, wenn sie genügend Kapital vernichtet. MEINHARD SCHRÖDER, Berlin