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Reggae, Streicher und Rakim

■ Die größte Hoffnung des britischen HipHop? Roots Manuva singt, spricht, rappt und toastet heute im Schlachthof

Vor zwei Jahren legte Rodney Smith alias Roots Manuva mit Brand New Second Hand einen dunkel funkelnden Gemmen von Debütalbum vor, nachdem er schon seit 1994 im Londoner HipHop-Underground aktiv gewesen war. Teile der britischen Presse verstiegen sich prompt in Superlative. Roots Manuva, den ein Fanzine flugs zum „bes-ten britischen MC aller Zeiten“ kürte, wurde zur größten, seinerzeit vielleicht sogar einzigen Hoffnung des darbenden britischen HipHop.

Vor ein paar Monaten erschien der Nachfolger Run Come Save Me und ließ die Begeisterung noch angemessener erscheinen. Regenschwere Streicher eröffnen das Album, ein kurzes Innehalten, ehe der 29-jährige MC, Produzent und Labelbetreiber über verhakten Hip-Hop-Beats und schwer im klanglichen Kellergeschoss rumorenden Dub-Bässen seine verzwirbelten Texte hervorpresst oder entspannt rollen lässt, erzählt, assoziiert, vollmundig sich lustig macht über das Schul-Englisch etwa des deutschen Publikums. „Ich will es deinem Kopf nicht zu schwer machen“, sagt er, „es geht um den Fluss. HipHop ist vielseitige Musik – es muss nicht immer alles gleich klingen.“

Roots Manuvas Texte speisen sich aus dem kakophonen Umfeld Brixtons, abseits üblicher Klischees singt und spricht, rappt und toastet er über urbane Frustration, synthetische und andere Drogen und den Zusammenhalt der Community. Sein Vater, ein jamaikanischer Prediger, mag Einfluss gehabt haben auf seinen Style. „Ich sehe die Herkunft des HipHop im Reggae, jamaikanischen Interpretationen dessen, was passiert. Neben den klassischen Reggae-Vokalisten war Rakim mein größter Einfluss. Er war seiner Zeit meilenweit voraus. Wie viel mehr HipHop kannst du werden?“

Wenn alles gut geht, läuft Roots Manuva live zu noch besserer Form auf: rappt, skandiert und lallt zu „hypnotischen Next-Level-Sounds“ (Spex) und spielt am Ende natürlich seine jüngste Single, einen ent-waffnenden Popknaller namens „Dreamy Days“. Und wie war das nun mit seiner Rolle als Superheld des HipHop im vereinigten Königreich? „Ich versuche nur, mir meine Nische zu schaffen und mein Auskommen zu haben“, sagt er bescheiden. „Irgendjemand muss wahrscheinlich als Beispiel herhalten. Aber vielleicht interessieren sich ja ein paar Leute meinetwegen für die ganze Szene.“ Alexander Diehl

heute 21 Uhr, Schlachthof

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