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Regenten unter sich

Ein Mann schneller Entschlüsse war Heinz Weisener noch nie. Gerne schiebt der Präsident des FC St. Pauli Entscheidungen auf, in der Hoffnung, die Probleme würden sich von alleine lösen.

Nicht anders hat Weisener auch im Falle des Herrn Maslo gehandelt. Erst den Vertrag verlängert, dann, als es sportlich nicht mehr so gut lief, hintenrum gestänkert und über eine Ablösung zum Saisonende spekuliert. Nun ist es vermutlich schon früher soweit: Der selbstherrliche Trainer muß gehen. Sofort.

Dies als weisen Entschluß zu bewerten fällt schwer. Dafür ist die Lage inzwischen zu hoffnungslos. Daran trägt Weisener mindestens ebenso viel Schuld wie die anderen Beteiligten: Trainer und Mannschaft. Dieses Mal hat Papa Heinz sich verkalkuliert. Die Zeit hat gegen ihn gespielt, der Abstieg ist nicht mehr zu verhindern.

„Entscheidende Veränderungen“hat Weisener angekündigt, „zum Wohle des Vereins“. Es ist nicht anzunehmen, daß der millionenschwere Architekt sich oder zumindest die Vereinsstrukturen in seine Überlegungen miteinbeziehen wird. Nein, es wird sich nichts daran ändern, daß weiterhin Heinz Weisener beim FC das alleinige Sagen hat.

Warum auch nicht, gibt es doch weit und breit keinen, der sich mit dem Grande anlegen will. Alle sind froh, dem Zahlmeister dienen zu dürfen. Die Prototypen der selbstverordneten Unmündigkeit wissen: Widerspruch duldet der 69jährige nicht, doch kuschen zahlt sich aus.

Dies war auch der Grund, warum Uli Maslo gehen mußte. Zu mächtig wurde er Weisener, zu offen bot er auch einmal dem sakrosankten Präsidenten die Stirn – freilich aus nicht weniger ichbezogener Motivation heraus. Doch solange die Erfolge mit einer echten „Scheiß-Mannschaft“(Franz Beckenbauer) da waren, mußte Maslo nicht um seine Position fürchten.

Als es sportlich immer weiter runter ging, wußte der strenge Uli, was ihm blühen würde. Die letzten Wochen waren für ihn eine einzige Demontage. Mitleid verdient Maslo jedoch nicht. Das hatte er auch nie mit Spielern, die er aussortiert hatte, weil sie nicht so „funktionieren“wollten, wie er es gerne gehabt hätte. Nun wurde auch Maslo aussortiert. Es kann halt nur einen geben. C. Gerlach

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