: Regenerative Energien preiswerter
betr.: „In der Kernfrage herrscht Einigkeit. Atompolitik wird fortgeschrieben, der Weg für den Euro-Atomreaktor EPR freigemacht“, taz vom 27. 5. 04
Atomlobbyisten wie Werner Brinker, Präsident des Verbandes der Elektrizitätswirtschaft (VDEW), versuchen gerne der Fachwelt zum Trotz den Eindruck zu übermitteln, dass die Kosten für die erneuerbare Energiegewinnung deutlich höher ausfallen würden als bei Atomenergie. Dies ist absolut falsch, denn bei der Berechnung von Atomstrom fehlt ein entscheidender Kostenblock.
Leider ignorieren Leute vom Schlage Brinkers die Aufsehen erregende Feststellung der Regierung von Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl (CDU) 1998 im deutschen Bundestag, dass bei Berücksichtigung aller Folgekosten die Kosten für die deutsche Volkswirtschaft pro Kilowattstunde Atomstrom reell bis zu 4 Mark (heute 2 Euro) betragen. Dies ergibt sich aus einer Studie der renommierten Baseler Prognos AG für das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi), aus der hervorgeht, dass gegen Ende der Regierungszeit von Bundeskanzler Kohl für jede produzierte Kilowattstunde Atomstrom reell bis zu 2 Euro an unberücksichtigten Risiken und Folgekosten gegenüberstanden, die voll zu Lasten der Allgemeinheit gingen. Damit war schon damals – unter Nichtberücksichtigung von jüngst durch eine Geheimstudie der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) bestätigten Terrorgefahren – die Kilowattstunde Atomstrom um 2.000 Prozent teurer als Windenergie und die Mehrzahl aller deutschen Atombetriebe extrem unterversichert.
Die bisherigen Deckungssummen für die Haftpflichtversicherung von atomaren Anlagen sind durch die vom Gesetzgeber verfügte Obergrenze völlig unzureichend und liegen noch weit unter den erforderlichen Versicherungsprämien. Nur für die umfassende jährliche Risikoversicherung wären mehr als 250 Milliarden Euro auf die Stromrechnung draufzuzahlen. Damit erledigen sich durch das täglich drohende Risiko des Totalschadens der deutschen Volkswirtschaft die Notwendigkeiten für Atomkraftwerke eigentlich von selbst. Zwischen Gefährdungspotenzial und tatsächlichem Versicherungsschutz bestehen himmelschreiende Missverhältnisse. Derzeit deckt der Versicherungsumfang nur 0,01 Prozent der möglichen Schadenssumme von über 5 Billionen Euro ab. So kommt es, dass an nuklearen Standorten die Autos der Belegschaft draußen auf dem Parkplatz besser versichert sind als die gesamte atomare Anlage! Ergo schlagen bei sauberer volkswirtschaftlicher Kalkulation regenerative Energieträger die verstaubte Atomenergie haushoch!
DETLEF CHRZONSZ, Vorsitzender des Bundesverbandes der Christlichen Demokraten gegen Atomkraft, Mainz