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Rechtsradikale Umtriebigkeit

■ Das Gelsenkirchener DKP–Büro wurde durch einen Brandanschlag völlig zerstört / Neo–Nazis werben auf Schulhöfen um Mitglieder / Mitarbeiter der „Unabhängigen Antifaschisten“ werden bedroht

Von Corinna Kawaters

Bochum (taz) - In der Nacht zum Freitag vergangener Woche wurde auf das Büro der Gelsenkirchener DKP ein Brandanschlag verübt. Während drei Hausbewohner von der Feuerwehr evakuiert wurden, brannte das Büro völlig aus. Den dabei entstandenen Sachschaden bezifferte eine DKP–Sprecherin am Freitag auf über 10.000 DM. In den letzten Monaten häuften sich die Angriffe auf das Gelsenkirchener DKP–Büro, das seit 1968 besteht. Viele Gründe sprechen dafür, die Täter in der Gelsenkirchner Neo–Nazi–Szene zu suchen. Drohanrufe und die Begleitumstände um zwei eingeschlagene Fensterscheiben des Büros deuten auf diese Kreise hin. Rechtsradikale Jugendbanden gibt es seit einiger Zeit an Gelsen kirchener Schulen. Bei der Mitgliederwerbung tut sich besonders die 20jährige Eva Lackmann hervor, so berichtet eine Gruppe „Unabhängiger Antifaschisten“. Eva Lackmann verteilt auf Schulhöfen NPD–Propagandamaterial oder bezahlte Jobs als Flugblattverteiler. Rechtskräftig verurteilt wegen der Angriffe auf einen Schulleiter, steht sie derzeit unter Bewährung. Um sie und ihren ebenfalls rechtsradikal profilierten Parteigänger Josef Montabon in der Öffentlichkeit bekanntzumachen, verteilten die unabhängigen Antifaschisten einen Steckbrief der beiden. Damit handelten sie sich zunächst ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der üblen Nachrede ein, das inzwischen eingestellt wurde. Gleichzeitig teilte die federführende Staatsanwaltschaft Essen den beiden Faschisten die Namen und Adressen der Steckbrief–Autoren mit, um kurz vor Ablauf der Verjährungsfrist eine Privatklage zu ermöglichen. Die Antifaschisten fürchten nun die Rache der Rechtsradikalen. Daß diese Sorgen nicht unbegründet sind, kann einer, der im vergangenen Jahr gegen Josef Montabon als Zeuge ausgesagt hat, nur bestätigen. Seit Montabon Adresse und PKW des Zeugen kennt, wird der mit anonymen Anrufen belästigt und sein Auto wurde beschädigt. Weder Staatsschutz noch Kriminalpolizei zeigten in der Vergangenheit ein gesteigertes Interesse, wenn es um eingeschlagene Schaufensterscheiben im Initiativenzentrum oder Nazi–Parolen und Hakenkreuze an Hausfassaden ging. Doch anläßlich des Brandanschlags im DKP–Büro schaltete sich sogar das Landeskriminalamt ein. Allerdings ist es fraglich, ob von diesen Ermittlungen viel zu erwarten ist, denn für den Verfassungsschutz sind Faschisten und Kommunisten gleichermaßen Staatsfeinde.

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