Kommentar: Rechenkünstler
■ Die FDP droht mit Abrißbirnen
Da hatten wir uns schon gegrämt: Wie, der Krach um die Martinistraße sollte schon vorbei sein, einfach so? Und was, um Himmels Willen, sollen wir dann in die Zeitung schreiben? Monatelang hatten Jäger und Fücks gegeneinander geholzt. Gerade hatten wir uns so an das nachrichtenstrake Duo gewöhnt, und dann das! Der Senat entschied, plötzlich und unerwartet: Die Martinistraße soll breite Bürgersteige kriegen und Radwege – und damit war dem Letzten klar, daß da keine vier Autospuren mehr reinpassen. Dachten wir.
Hatten wir zu kurz gedacht, vielmehr zu schmal. Hatten wir nicht mit den Rechenkünsten der FDP und ihres Wirtschaftssenators kalkuliert. Die teilt uns jetzt mit, der Senat hätte mitnichten die Reduzierung der Martinistraße auf zwei Autospuren beschlossen, sondern nur die Verbreiterung der Fuß- und Radwege. Ja wenn das so ist – wenn also allealle mehr Platz kriegen sollen, dann bleibt eigentlich nur noch die Frage, auf welcher Straßenseite die Häuserreihe abgerissen werden soll: Richtung Weser, wo der Wirtschaftssenator residiert, oder bei den KollegInnen vom Weser-Kurier? Oder träumen die Liberalen immer noch von der Untertunnelung der Martinistraße?
Das Sommerloch gähnt, aber seit gestern sind wir wieder guten Mutes – und warten darauf, daß der Wirtschaftssenator mit dem Bagger in sein Büro fährt. Jochen Grabler
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