: Rechenexempel
Sehr geehrte Damen und Herren,
Florian Marten hat unser Wahlsystem offensichtlich nicht verstanden. Deshalb kommt er zu falschen Schlußfolgerungen und informiert die taz-Leser auf einer ganzen Seite falsch. Richtig ist vielmehr:
1. Die Erststimme spielt sehr wohl im Falle von Überhangmandaten eine Rolle für die Kräfteverhältnisse im Bundestag, weil Überhangmandate zu der gesetzlichen Mitgliederzahl hinzukommen.
2. Wenn die SPD wie 1990 nach der Zahl der Zweitstimmen in Hamburg sechs Mandate gewinnt, nicht aber nur sechs Direktmandate, sondern diesmal auch den Wahlkreis Nord durch Wolfgang Curilla, so wäre dies ein echtes Überhangmandat, das möglicherweise den Ausschlag geben könnte, um Kohl heim nach Oggersheim zu schicken. Deshalb ist auch das Juso-Flugblatt korrekt.
3. Marliese Dobberthien ist keineswegs hundertprozentig abgesichert. Würde sie bei sechs Mandaten der SPD ihren Wahlkreis nicht gewinnen, dagegen Wolfgang Curilla den Wahlkreis 15, so würde ihr auch Platz 2 der Landesliste nichts nützen.
4. Ganz abwegig ist die Behauptung, daß, wenn Marliese Dobberthien ihren Wahlkreis gewinnt, ein hinterer Platz der Hamburger SPD-Landesliste sicher würde. Vielmehr wird jedes gewonnene Direktmandat auf die nach der Landesliste gewonnenen Sitze angerechnet und kommt nicht etwa - außer im Falle des Überhangmandates - hinzu.
Erstaunlich ist, daß diese Regeln Florian Marten offensichtlich nicht bekannt sind, er gleichwohl aber breiten Raum erhält, die WählerInnen mit seiner nicht zutreffenden Darstellung irrezuführen.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Curilla
Betr.: „Wie eitel darf Entsetzen sein“, 4.10.94
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