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Rebers beim Mittelstand durchgefallen

■ AfB-Spitzenkandidat verweigerte unter Protest von 700 Unternehmern eine Koalitionsaussage

Gründlich vergeigt hat AfB-Gründer Friedrich Rebers seinen ersten großen Auftritt im Bürgerschaftswahlkampf. Dabei hätte die Spitzenkandidaten-Podiumsdiskussion am Montag abend vor 700 Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer (ASU) in der Kassenhalle der Bremer Bank für den Sparkassen-Direktor eigentlich ein Heimspiel werden können. Doch dann löcherte ihn ASU-Vorstand Michael Bongartz mit der Frage: „Würden Sie auch mit der SPD koalieren oder nicht?“ Als Rebers auch beim dritten Anlauf nicht mehr zu antworten wußte als: „Nun warten Sie doch erstmal die Wahl ab“, da zog ein unerfreuliches Grummeln durch die Halle. Und als Rebers dann auch noch sagte: „Wenn ich Ihre Frage hier mit ja oder nein beantworten würde, dann hätte ich doch gleich als Seiteneinsteiger zur CDU gehen können“, gab es sogar einzelne Protestrufe. „So klappt das mit der AfB bestimmt nicht“, war am Ende der Veranstaltung das Resümee in vielen der kleinen Unternehmer-Diskussionsrunden im Bank-Foyer.

Dabei hatte Rebers zuvor reichlich Vorschußlorbeeren bekommen, wurde vom Diskussionsleiter Bongartz mit dem Titel „Kaisen-Figur dieser Stadt“ angesprochen, besorgte sich billigen Applaus, als er von der „total verrückten Verkehrspolitik“ der Ampel sprach und sorgte für freundliches Gelächter, als er seinem Sparkassen-Vorstandskollegen zurief: „Herr Nölle, wir sind nicht Ihre Jünger.“

Das hatte der CDU-Spitzenkandidat nämlich schon in seinem Eingangsstatement vorausgesetzt. „Sie sollten doch eigentlich den rechten Rand aus der SPD herausbrechen, um mit uns eine bürgerliche Koalition zu bilden“, sagte Nölle. Doch diese „ursprüngliche Richtung“ habe die AfB mit ihrem Liebäugeln für eine „rot-rosa Koalition“ jetzt offenbar verlassen. Nölle mit Unternehmerapplaus: „Das muß doch die CDU auf den Plan rufen. Denn so vermehren Sie unser Potential nicht, Sie verteilen es nur anders.“ Am Ende sei das nur ein „Nullsummenspiel“ und die Folge eine rot-grüne Koalition in Bremen.

Einig zeigten sich Nölle und Rebers nur in ihrem gemeinsamen Zorn auf Bürgermeister Wedemeier. Nölle ging gegenüber seiner bisherigen Aussage, daß er nicht „unter Wedemeier“ in den Senat einziehen werde, sogar noch einen Schritt weiter und verkündete: „Eine große Koalition wird es mit mir nicht geben.“ Woraus der von der SPD aufs Podium entsandte Finanzsenator Manfred Fluß messerscharf schloß: „Herr Nölle, Sie glauben also offenbar selbst nicht mehr an die Chance, vor der SPD stärkste Fraktion zu werden.“ Denn nur so wäre ja eine große Koalition unter dem „Bürgermeister für Bremen“ Nölle denkbar gewesen.

Den versammelten Unternehmern war das Argument allerdings etwas zu spitzfindig. Sie beklatschten lieber ein paar Allgemeinplätze wie: „Es gibt noch immer keine besseren Rezepte, als die Marktwirtschaft von Ludwig Ehrhardt“ (Nölle) oder: „Wir haben die Aufgabe, dafür zu sorgen, daß man in Bremen Geld verdienen kann“ (Claus Jäger). Und sogar Ralf Fücks wurde in bester Feindschaft mit Anerkennungsapplaus bedacht, als er sein flammendes Plädoyer für eine ökologisch orientierte Industriepolitik hielt, die „nicht versucht, mit den Rezepten von gestern die Zukunft zu gewinnen“.

Nur ein einziges Mal kam Friedrich Rebers im Duell der Sparkassen-Vorstände kurzfristig in Vorteil – als er nämlich auf die Frage, ob die Sparkasse nicht mitschuldig sei an der Pleite der Bremer Silberwaren-Fabrik, mit Blick auf Nölle einwarf: „Diese Silberwarenfabrik gehört doch auf den Schreibtisch meines Kollegen.“ Ase

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