piwik no script img

Archiv-Artikel

Razzia bei Extremisten

Ermittler durchsuchten gestern die Wohnungen von 24 mutmaßlichen Islamisten. Verhaftet wurde niemand

MÜNCHEN dpa ■ Bei einer bundesweiten Razzia haben Polizei und Staatsanwaltschaft gestern 24 mutmaßliche Islamisten ins Visier genommen. Rund 200 Beamte durchsuchten vom Morgengrauen an 33 Wohnungen und vier Geschäfte in sieben Bundesländern, teilte die Polizei Oberbayern mit. Die Gruppierung soll extremistische Aktivitäten im Ausland mitfinanziert haben. Ermittelt werde wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung.

Bei der Aktion seien Druckwerke, Computer, Videos, Tonträger und Handys sichergestellt worden, sagte ein Polizeisprecher. Festnahmen seien keine geplant gewesen. Bei den Verdächtigen handelte sich unter anderem um Jordanier, Libanesen, Iraker, Ägypter und Tunesier. Zwei palästinensische Mitglieder der Vereinigung sollen von 2000 bis 2001 in einem Ausbildungslager von Extremisten in Afghanistan gewesen sein.

Die Männer, die zwischen 20 und 66 Jahren alt sind, hielten sich legal in Deutschland auf. Es gebe „Hinweise, dass sich dieser Personenkreis im Umfeld oder Dunstkreis islamistischer Gruppen“ bewegt habe, sagte der Sprecher. Die Gruppierung soll unter anderem „auf legale und illegale Weise“ Spenden gesammelt haben. 4.000 Euro seien sichergestellt worden. Auch durch Rauschgifthandel soll sie Geld beschafft haben, das sie dann teils konspirativ ins Ausland übermittelt hätten.

Der Schwerpunkt der Aktion lag nach Polizeiangaben in Bayern sowie im Großraum München. Zudem durchsuchte die Polizei Wohnungen in Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Thüringen. Waffen hätten die Beamten nicht gefunden.

Die Razzia habe ein schon bekanntes „islamistisches Handlungsmuster“ bestätigt, meinten die Bundestagsabgeordneten der Union, Hartmut Koschyk und Thomas Strobl. Unter den Verdächtigen befänden sich erneut Ausländer, die in Deutschland legal lebten und die als „Terrorrouristen“ zwischen Islamisten-Ausbildungslagern und Deutschland gependelt seien.

Bereits Mitte Januar hatte die Polizei bei einer bundesweiten Aktion gegen mutmaßliche Islamisten 57 Geschäftsräume, Wohnungen und Moscheen in fünf Bundesländern durchsucht. Eine Verbindung der 24 Verdächtigen der jüngsten Razzia mit diesem Netzwerk sei bisher nicht bekannt, könne aber auch nicht ausgeschlossen werden, hieß es.