: Raus aus der Sahara!
■ betr.: „Autoschieber in der Sa hara“, taz vom 11.12.93
[...] Abgesehen von den vielen Ungenauigkeiten ist besonders ärgerlich, daß Kuhn aus der Perspektive des „passionierten Fernfahrers“ schreibt, der seine Reiserouten vor allem nach Profitkriterien absteckt. Unweit der „klassischen Verkaufsplätze in Westafrika“, der Städte Gao und Arlit, gibt es, Herr Kuhn, noch viele andere Dinge zu sehen, die sahraouischen Gebirge des Hoggar, des Air und des Adrar; und andere Menschen kennenzulernen als „Taxifahrer“, „Werkstattbesitzer“, „Bauunternehmer“, „Autohändler“, „Tankstellenbesitzer“ oder „Zwischenhändler“ (sic!). Daß die Tanazruft-Wüste ein großes Sandfeld ist und bis an den Nigerfluß reicht, mag zwar aus der Perspektive eines „passionierten Fernfahrers“ so aussehen, stimmt aber genauso wenig wie die reißerische Übersetzung „Land des Durstes“.
Überhaupt erfahren wir weit mehr über das zwielichtige Gewerbe der Autoschieber und ihre Gerüchteküche als über Land und Leute, politische und ethnographische Hintergründe. Eins dieser (falschen) Gerüchte besagt, daß die Währungsbindung des Franc CFA an den französischen Franc aufgehoben sei. Kuhn denkt nicht etwa über die wirtschaftlichen Konsequenzen für die Bevölkerung von 17(!) afrikanischen Staaten nach, sondern jammert, daß die „Autohändler nur niedrige Preise für Importwagen zahlen“ könnten.
Mit fallenden Verkaufspreisen in vielen afrikanischen Ländern werden Autoschieber vom Schlage eines Kuhn hoffentlich genauso schnell aus der Sahara verschwinden wie von den Seiten der taz. Dr. Georg Klute, Göttingen
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