piwik no script img

Rauchende Nonnen

■ Archäologin deckte Klostersitten des 14. Jahrhunderts auf

Rauchende Nonnen

Archäologin deckte Klostersitten des 14. Jahrhunderts auf

Die Nonnen im früheren Zisterzienserkloster Brenkhausen an der Landesgrenze zwischen Niedersachsen und Nordrhein- Westfalen bei Höxter tranken aus kostbaren venezianischen Gläsern. Sie rauchten aus Tonpfeifen und tafelten von verziertem oder bunt bemaltem Geschirr, wie es in den nahen Töpfereien entlang der Weser hergestellt wurde. Die 15 bis 20 Frauen lebten vom zehnten Teil der Ernten, den ihnen die Bauern der umliegenden Höfe geben mußten. Eltern, die ihre Töchter zur gottesfürchtigen Erziehung schickten, dankten mit Landschenkungen. Unter anderem dieses fand die Göttinger Archäologin Margit Mersch heraus.

Nach drei Jahren Grabungskampagne und umfangreichem Quellenstudium brachte sie Licht in die bisher weitgehend unbekannte Geschichte des 1278 eingeweihten Klosters. So entdeckte sie mächtige Fundamente von einigen Vorgängerbauten. Sie konnte beweisen, daß mehrfach Brände gewütet hatten und rekonstruierte verschiedene Bauphasen von frühen Holzhäusern über steinerne romanische und gotische Gebäude bis zum letzten großen Ausbau in der Barockzeit. Den Beweis dafür, daß das Gelände bei jedem Umbau höher aufgeschüttet wurde, lieferten ihr Skelette von Nonnen und Priestern, die die Archäologin mit ihrem Team aus drei Meter Tiefe auf dem Kirchhof ausgrub.

Die frommen Damen hatten zuerst den Ostflügel mit Kapitelsaal für die morgendlichen Versammlungen, einen Speisesaal und den Schlafraum errichten lassen. Dann entstand ein Kreuzgang. Es gab einen direkten Zugang aus dem Kloster auf die Nonnenempore in der Kirche.

Mehrmals wurde das Kloster überfallen und ausgeraubt. Unzuverlässige Pröbste brachten die Nonnen um ihren guten Ruf und betrogen sie um die Klosterbesitzungen. 1803 wurde das Kloster aufgelöst. Das alte Gemäuer wurde Domäne. Rinder zogen in die Hallen und Säle, Schweine in den Kreuzgang.

dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen