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Rauchen kein inakzeptables Risiko

■ US-Gericht weist eine Klage gegen den Tabakkonzern Reynolds ab – die Zigaretten seien nicht schädlich gewesen

Washington (AP/AFP/wps) – Der US-Konzern R. J. Reynolds Tobacco Co. ist nicht für den Tod der Raucherin Joan Connor verantwortlich. Dies entschied am Montag ein Geschworenengericht in Jacksonville im US-Bundesstaat Florida und wies damit die Klage ab, die den Zigarettenkonzern wegen des Todes einer 1995 an Lungenkrebs gestorbenen starken Raucherin belangen wollte.

Die 49jährige Frau selbst hatte kurz vor ihrem Tod in einer Videoaufnahme erklärt, Zigaretten hätten ihren Lungenkrebs ausgelöst. In der gleichen Aufnahme hatte sie zugegeben, um die Risiken des Rauchens gewußt zu haben. Sie hatte nie versucht, das Rauchen aufzugeben – bis drei Wochen vor einer geplanten Schönheitsoperation, in deren Verlauf dann der Krebs entdeckt wurde.

Während des Prozesses waren zahlreiche wissenschaftliche Gutachter gehört und interne Akten des Konzerns untersucht worden. Schließlich kamen die sechs Geschworenen, unter ihnen ein Raucher und drei ehemalige Raucher, zu der Überzeugung, daß die Zigaretten des Konzerns weder gefährlich noch schädlich gewesen seien und den Tod der Frau, die 30 Jahre lang geraucht hatte, nicht verursacht hätten. Die Reynolds-Produkte seien zudem „kein inakzeptables Risiko“.

Für die US-amerikanische Tabakindustrie ist diese Entscheidung ein bedeutender Sieg. „Die Nein-Sager werden eine Weile den Mund halten“, sagt die Analystin Mary Aronson. In mehreren US- Bundesstaaten laufen derzeit Verhandlungen zwischen den Regierungen und den Tabakkonzernen über die Zahlung von Schadensersatz in Milliardenhöhe. Die Ablehnung der Klage in Florida dürfte, so der Analyst Gary Black, den Unterhändlern eine Atempause geben. Wäre der Klage stattgegeben worden, so hätte der Konzern nach Ansicht von Beobachtern mit einer Flut von Klagen und Entschädigungsforderungen rechnen müssen. Nach Bekanntwerden des Urteils machten die Aktien des Tabakkonzerns Philip Morris, der Nummer eins in den USA, an der New Yorker Wall Street einen Kurssprung nach oben.

„Die amerikanischen Gerichte sind, trotz der massiven Öffentlichkeit des Prozesses, immer noch gewillt, auf Tatsachen zu achten ..., nämlich, daß jeder selbst entscheiden kann, ob er raucht oder nicht“, sagt Reynolds' Anwalt Paul Crist. Connor habe sich freiwillig für das Rauchen entschieden und sei sich der möglichen Risiken bewußt gewesen.

Die Familie der Toten reagierte auf das Urteil bitter enttäuscht. „Es ist, als sähen wir sie noch einmal sterben“, sagte Dana Raulerson, Connors 42 Jahre alte Schwester. „Und noch immer kümmert sich diese Industrie einen Dreck darum, daß sie wegen ihrer Produkte gestorben ist.“

Die Anwälte der Anti-Raucher- Kampagnen bleiben trotz allem optimistisch: „Ich glaube nicht, daß jetzt alles ganz anders ist“, sagt der Staatsanwalt J. Joseph Curran, einer von 25 Staatsanwälten, die gegen die Industrie ermittelt haben, um die Ausgaben des staatlichen Gesundheitswesens für die Folgen des Rauchens wieder einzuklagen. „Wir haben einmal gewonnen, jetzt haben auch sie einmal gewonnen“, sagte er. Im vergangenen Jahr war die Brown & Williamson Tobacco Co. in einem ähnlichen Fall zur Zahlung von 750.000 Dollar Schadensersatz verurteilt worden. Der in diesem Fall Betroffene, der 65jährige Grady Carter, hatte im Unterschied zu Connor mehrmals mit allen möglichen Tricks und Hilfsmitteln versucht, das Rauchen aufzugeben, war jedoch an seiner Sucht gescheitert. Reynolds stellt unter anderem die Marken „Winston“ und „Salem“ her.

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