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Rau mahnt Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern an

■ Symbolisches und Versöhnliches bei Gedenken an den Kriegsbeginn vor 60 Jahren

Danzig (rtr/dpa/taz) – 60 Jahre nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen hat Bundespräsident Johannes Rau eine Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern angemahnt. Es solle endlich eine gerechte Regelung für die Entschädigung der etwa 2,8 Millionen Männer und Frauen gefunden werden, die in Nazideutschland als Zwangsarbeiter missbraucht worden seien, sagte Rau gestern. Eine solche Entschädigungsregelung sei auch ein Beitrag zur deutsch-polnischen Versöhnung.

Ursprünglich war geplant, die von den Regierungen Deutschlands und der USA begleiteten Verhandlungen zwischen einer Stiftungsinitiative deutscher Unternehmen und den Vertretern der NS-Opfer so rechtzeitig abzuschließen, dass die Zahlungen zum 1. September aufgenommen werden sollten. Doch auch in einer Gesprächsrunde in der vergangenen Woche in Bonn war noch keine Einigung erzielt worden.

Auf Einladung von Polens Präsident Aleksander Kwasniewski nahm Rau als erstes deutsches Staatsoberhaupt an der zentralen polnischen Gedenkfeier auf der Westerplatte bei Gdansk (Danzig) teil. Dabei sprachen sich Rau und Kwasniewski für Toleranz und gute Nachbarschaft aus. Auf der Westerplatte, wo am 1. September 1939 die ersten Schüsse des Zweiten Weltkriegs fielen, rief Rau dazu auf, das 21. Jahrhundert zu einem „Jahrhundert des Friedens“ zu machen. Versöhnung und gute Nachbarschaft seien nicht selbstverständlich, sondern müssten durch „freundschaftliches Miteinander“ geschaffen werden. Zuvor hatten sich die Staatsoberhäupter auf der Friedensbrücke zwischen Frankfurt an der Oder und Slubice zu einem symbolischen Händedruck getroffen. „Wir sind durch die Geschichte des Leids und der Hoffnung in einer Weise verbunden, wie Deutschland das nur noch mit Frankreich, unserem großen Nachbarn im Westen, ist“, sagte Rau.

„Wir waren die Ersten, die zu Hitler Nein gesagt haben“, erinnerte Kwasniewski an den Widerstand tausender von Polen gegen die deutsche Besatzung. Besonders wies er auf das Schicksal der Juden hin, die Opfer des Holocaust wurden. Von den rund sechs Millionen Polen, die im Zweiten Weltkrieg ums Leben kamen, waren die Hälfte Juden. Auf Hebräisch und Deutsch fügte er hinzu: „Die Welt darf das niemals vergessen.“

Vor polnischen Veteranen betonte Kwasniewski, viele Soldaten und Widerstandskämpfer seien in der Nachkriegszeit verfolgt worden, weil ihre Vision eines freien Polens nicht in die damalige politische Wirklichkeit passte.

Kwasniewski bekräftigte die Erwartung, dass Deutschland die Aufnahme Polens in die Europäische Union weiter nach Kräften unterstütze. In einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel hatte Kwasniewski erklärt, es gebe „eine Art moralische Verantwortung“, die man freilich nicht in die konkreten Verhandlungen einbringen könne. Polen halte an seinem Ziel fest, bis zum Jahr 2002 beitrittsfähig zu sein.

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