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Ratlosigkeit bei Umgang mit brauner Liste

■ Betroffene der Neonazi-Adressenliste „Einblick“ diskutierten über Gegenwehr

Die Broschüre mit dem martialischen Germanen-Kämpfer, der die Ärmel hochkrempelt gegen „Rotfront und Anarchoterror“, sorgte Ende vergangenen Jahres bundesweit für Schlagzeilen. Gestern trafen sich in Berlins Mitte einige der Betroffenen, um auf Einladung des „Interessenverbandes ehemaliger Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand, Verfolgter des Naziregimes und Hinterbliebener“ (IVVdN) über Möglichkeiten der Gegenwehr zu diskutieren.

Der Journalist Burkhard Schröder – mitsamt Foto in dem 50 Adressen umfassenden Berliner Teil der Neonazi-Liste „Einblick“ abgedruckt – erschien mit Pistole im Halfter unter der Lederjacke. Eine Vorsichtsmaßnahme, wie Schröder augenzwinkernd meinte. Denn an sich gehe ihm die Liste „am Arsch vorbei“. Erst die „übertriebene“ Berichterstattung in den Medien hätte den eigentlichen Zweck des „Einblick“ erfüllt: Jene Menschen abzuschrecken, die ihren Protest gegen Rechts mit der „Kerze in der Hand“ ausdrückten. Militante Gegner hingegen ließen sich vom „Einblick“ wenig beeindrucken.

Schröders Einschätzung teilte auch ein Vertreter vom Jüdischen Kulturverein. So wünschten inzwischen einige Mitglieder keine Briefe mehr, auf denen das Vereinslogo abgedruckt ist. Andere Organisationen, wie die „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN), haben inzwischen die Mitgliederkartei vorsorglich aus dem Büro ihrer Organisation entfernen lassen. Allgemeine Ratlosigkeit herrschte bei der Frage, wie auf weitere Veröffentlichungen reagiert werden soll. Bedauert wurde die Zerstrittenheit der Antifa-Szene, ob etwa bei rechter Gefahr auch Gewalt angewendet werden soll. Militante Neonazis, so Schröders Einschätzung, hätten oftmals „die Hosen voll, wenn die Autonomen kommen“.

Dagegen warnte der IVVdN- Vorsitzende Fred Löwenberg – während der Nazizeit im Konzentrationslager – vor einem gewaltsamen Vorgehen. Vielmehr sollten die Möglichkeiten des Rechtsstaates in Anspruch genommen werden. Dazu gehöre auch eine „sachdienliche Zusammenarbeit“ mit dem Staatsschutz. Seiner Forderung nach Bildung neuer informeller Strukturen zwischen den verschiedenen Antifa-Gruppen oder einer engeren Zusammenarbeit auf publizistischem Gebiet widersprach Christiane Hoss vom „Aktiven Museum Faschismus und Widerstand“. Wünschenswert sei jedoch, die verschiedenen Spektren auf einer gemeinsamen Diskussionsveranstaltung zusammenzuführen. Die Stadt höre nicht am Moritzplatz in Kreuzberg auf, faßte Uwe Doering vom Vorstand der VVN das bisherige Dilemma zusammen. Der Riß sitzt jedoch tief: Autonome Antifa-Gruppen waren der Einladung von IVVdN gar nicht erst gefolgt: Sie hatten vorab zu zwei unabhängigen Veranstaltungen eingeladen. Severin Weiland

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