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Rat und Tat

Für viele Ausländer in Karlsruhe ist das „Begegnungs- und Beratungszentrum für Ausländer und Flüchtlinge“ (BBZ) am Kronenplatz eine Adresse, an die man sich wenden kann, wenn man sonst nicht mehr weiterkommt: im Umgang mit den Behörden, wo es zum Beispiel um Fragen des Aufenthaltsrechts geht, das immer undurchschaubarer und komplizierter wird, so daß der „normale Sterbliche“ bei der Auslegung der unzähligen Erlasse und Vorschriften hoffnungslos überfordert ist, oder bei der Wohnungssuche, wo es Ausländer wesentlich schwerer haben, aber auch bei der Arbeitssuche, wo das Beratungszentrum mit dem Arbeitsamt eng zusammenarbeitet.

Doch nicht nur bei diesen konkreten Fragen wird das Zentrum, das seit 1989 als gemeinsame Einrichtung des Diakonischen Werkes und des Caritasverbandes besteht, von den unterschiedlichsten ausländischen Gruppen wie auch von Einzelpersonen aufgesucht. Auch mit ganz persönlichen Anliegen, mit Problemen, die sich mit dem Leben in der Fremde besonders gravierend einstellen, kommen die Ausländer zu Heidi Meier-Menzel, Christoph Schneller und ihren einfühlsamen, jederzeit hilfsbereiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In psychosozialen Notsituationen – zum Beispiel weil man Todesangst vor einer möglichen Abschiebung hat oder weil man sich von seiner sozialen Umwelt ausgegrenzt und diskriminiert fühlt – kann ein Gespräch im Zentrum mit einer oder einem der vorwiegend ehrenamtlichen MitarbeiterInnen Trost spenden, wenn schon die Probleme nicht immer gelöst werden können.

Vor allem seit der Neuregelung des Asyl- und Ausländerrechtes ist die Situation der Ratsuchenden deutlich schwieriger geworden, und die MitarbeiterInnen werden oft zerrieben zwischen dem Wunsch zu helfen und der notwendigen Loyalität gegenüber geltenden Gesetzen. Immer wieder wird versucht zu erreichen, daß die Bestimmungen nicht zu restriktiv angewendet werden, allzu oft ohne Erfolg und zur großen Enttäuschung der Betroffenen und der Berater. So bleibt dem Zentrum nur der Weg, über politische Interventionen gegen diesen Abbau rechtsstaatlicher Kultur vorzugehen – ein Weg, der zermürbend und nervenaufreibend ist.

Eigentlich wollte das BBZ auch Begegnungsstätte zwischen Deutschen und in der Stadt lebenden Ausländern sein. Diese Begegnung beschränkt sich nun weitgehend auf die Begegnung mit im Zentrum tätigen Menschen – neben Beratern auch ehrenamtliche Sprachlehrerinnen, die Deutschunterricht regelmäßig in kleinen Gruppen anbieten –, gewissermaßen stellvertretend für die deutsche Seite. Hierbei erfahren die Hilfesuchenden in greifbarer, konkreter Form, daß in der deutschen Gesellschaft nicht nur Fremdenfeindlichkeit und Ausländerhaß angetroffen werden. Es ist für viele von ihnen ein regelrecht beglückendes Erlebnis, festzustellen, daß die „Nächstenliebe“ in dieser Gesellschaft, die sich so gern und so häufig auf ihre „christlich-abendländische Tradition“ beruft, nicht nur ein leeres Wort darstellt, sondern daß es in der Tat viele Menschen gibt, die dieses Gebot sehr ernst nehmen.

Zu den vielfältigen Initiativen des BBZ gehört auch der christlich-islamische Dialog, der durch Impulse des Beratungs- und Begegnungszentrums in Gang gesetzt wurde, um Vorurteile und Berührungsängste zwischen Christen und Muslimen aufzubrechen und dem neuen Feindbild „Islam“ entgegenzuwirken.Prof. Dr. Fuad Kandil

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