: Rasterfahndung des Gewissens
betr.: „Der Pascha-Test“, taz vom 16. 1. 06
Was von dem „Pascha-Test“ zu halten ist, diese Frage hat Frau Kelek in ihrem Artikel selbst beantwortet: Er ist völlig unzulänglich. Frau Keleks Argument, der Leitfaden würde jedoch die kulturellen Kompetenzen der zuständigen Beamten erweitern, ist schlichtweg lächerlich. Erweiterung dadurch, dass Klischees abgefragt werden? Dieser „Gesinnungscheck“ dient wohl eher zur Beruhigung der Nerven als einer tatsächlichen Verbesserung des interkulturellen Verständnisses. BJÖRN SCHMIDT, Dortmund
Die Opfer-Täter-Spirale in der Argumentationskette von Frau Kelek kann den Muslim-Test, den sie auf „Pascha-Test“ reduziert haben will – und der als Rasterfahndung des Gewissens benutzt wird – auch nicht legitimieren. Die demokratischen, zivilisatorischen, emanzipatorischen Errungenschaften können nicht verteidigt werden, wenn diese bestimmten Menschen vorenthalten werden. Diese können nur bewahrt und erweitert werden, wenn allen Mitgliedern der Gesellschaft die bereits erkämpften Errungenschaften zuteil werden. Frau Kelek stärkt die Position einer dominierenden Mehrheitsgesellschaft, die sich anmaßt, auf der Leiter einer konstruierten moralischen Hierarchie ganz oben zu stehen und aufgrund dessen andere zu verurteilen.
ERKAN DEMIRTAS, Diplom-Politologe, Berlin