: Rassismus in der unteren Liga
betr.: „Die Fußball-Europameisterschaft ist kein Turnier des Hasses. Nationalismus fast passé“, taz vom 3. 7. 04
Im Dezember 2003 besuchte ich nach langer Zeit mal wieder ein Heimspiel eines westdeutschen Verbandsligavereins. Das Spiel war ein Lokalderby und somit gut besucht. Aus dem Fanblock der gastgebenden Mannschaft tönten über die ganzen 90 Minuten hinweg Gesänge wie „SA, SS – wir lieben Rudolf Heß“ etc. Weder Ordnungspersonal noch Zuschauer sahen sich zu irgendeiner Reaktion veranlasst. Kommentar meines Schwagers, der mich zu dem Spiel eingeladen hatte: „Ach ja, das ist immer so.“
Der offene Rassismus unter Fußballfans ist nicht im Verschwinden begriffen. Er hat sich lediglich aus der internationalen Ebene und den oberen Ligen nach weiter unten verzogen, zu erschwinglichen Eintrittspreisen und aus dem Licht der Öffentlichkeit. Mag sein, dass die deutschen Fans in Portugal die Hetzereien der Boulevardpresse („Jetzt plätten wir die Letten!“ etc., besonders aber vorm Spiel gegen die Niederlande) ignoriert haben – dafür sind die Randalierer dann daheim aber aktiv geworden (Bochum, Hamburg).
Bevor ich also ins Gesicht geschmierte Nationalflaggen für einen „unendlich friedlichen“ Anblick halte, warte ich lieber ab, wie das Klima hierzulande bei der WM in zwei Jahren sein wird. Für einen längeren Auslandsaufenthalt spare ich jedenfalls jetzt schon.
FRANK PÖRSCHKE, Hattingen
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