piwik no script img

Rassenkunde provoziert

■ Protestaktion an der Uni war erfolgreich

„Meinetwegen können wir den Begriff weglassen, wenn die Leute meinen, daß dadurch die Welt gerettet wird“: Virendra Chopra, Professor am humanbiologischen Institut der Universität Hamburg, hat „dazugelernt“, wie er sagt: Er klebt nicht am Wort „Rasse“.

Am vergangenen Mittwoch besuchten etwa zwanzig Studierende seine Vorlesung über „Rassenkunde des Menschen“, um über die Zielsetzung der Veranstaltung zu diskutieren. Sie warfen Chopra sowie dem Institut vor, der rassistischen Tradition der Humanbiologie zu unkritisch gegenüberzustehen. Chopra und der geschäftsführende Direktor des Instituts, Rainer Knußmann, verteidigten ihr Bild- und Textmaterial, das sie zum Teil von Egon von Eickstedt, einem Rassenhygieniker des „Dritten Reichs“, übernommen hatten. Chopra: „Ich gebe zu, daß ich das Buch von Eickstedts nie selbst gelesen habe.“ Er wolle den Titel seiner Veranstaltung „Rassenkunde“ dennoch beibehalten, „um zu provozieren“, sich aber jeder kritischen Diskussion darüber stellen.

Knußmann, Autor des Lehrbuchs „Vergleichende Biologie des Menschen“, in dem unter anderem „Asoziale“ sowohl biologisch als auch soziologisch definiert werden (siehe taz vom 3. Februar), hat in der gerade gedruckten Neuauflage des Buches „jeden Satz daraufhin überprüft, ob er mißverstanden werden kann.“ Das Kapitel über Anti- und Asoziale sei ihm „sehr peinlich“, es komme in der neuen Ausgabe nicht mehr vor.

„Ein Erfolg“ sei die Protestaktion der AG Rassismus mithin gewesen, sagt Biologiestudentin Frauke Henning. Knußmanns und Chopras plötzliche Zerknirschung allerdings komme den Studierenden „eher lachhaft“ vor.

Ulrike Winkelmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen