: Rassel, klapper, wumm
■ Was schenk ich meinem Kinde an Spielzeug – ökologisch betrachtet: Vorsicht vor Billigbauklötzen und Milben im Teddy
Wer schenkt, meint es gut, sollte man meinen. O weh! Wer es gut mit Kindern meint und ihnen etwas nettes schenkt, kann böse reinfallen. Zumal wenn der Schenker ökologisch bewußt und pädagogisch interessiert ist. Was ist ein pädagogisch wertvolles Spielzeug? Darüber haben sich schon die Neandertaler die Schädel gespalten. Was ist ein ökologisch vertretbares Spielzeug?
Nur Mut: Laßt uns Testergebnisse, Analysen und Expertenmeinungen wälzen. Wir werden zwar keine absolute Klarheit schaffen, aber wir können den mühseligen Pfad der Erkenntnis andeuten, den man beschreitet, wenn diese beiden zentralen Fragen der Geschenkologie schon mal gestellt sind. Kleine Kinder würden eh nichts ökologisches kaufen. Für sie muß Spielzeug grell sein, rasseln, klappern und am besten wumm machen. Hauptsache das Spielzeug paßt in den Mund.
Was ein gutes Spielzeug ist, entscheiden immer noch die Kinder selbst. Auch wenn Eltern auf Strahleaugen nach geglückter Geschenküberraschung hoffen, oft ist es sinnvoll, die Kleinen ihr zukünftiges Gerät selbst aussuchen zu lassen. Beispielsweise nützt das niedlichste Kuscheltier nichts, wenn es in der Ecke vergammelt. Ein echtes Kuscheltier muß ein Leben halten. Reißfest, waschbar und möglichst nicht als Billigware aus Fernost. Da schlummern nämlich oft üble Amine oder sogenannte Azofarben drin. Die hat die Bundesregierung wegen ihrer Krebsgefährlichkeit als Färbemittel für Kleidung verboten – für Stofftiere aber nicht. Nerven Sie beim Kauf ruhig das Fachpersonal. Die deutschen Hersteller sind nicht verpflichtet, Inhaltstoffe eines Schmusetieres anzugeben, aber einige tun das freiwillig. Zwei Tips: Waschen sie das Stofftier vor Gebrauch. Das muß es ab können. Wenn nicht, geben Sie es gleich zurück. Müssen Sie wegen einer Hautallergie ihres Kindes auf Milben achten, legen Sie den Teddy eine Stunde in die Tiefkühltruhe, das hält die stärkste Milbe nicht aus. Danach gut ausbürsten, rät Öko-Test im Sonderheft Kleinkinder.
Bei Kindern zählt nicht die Menge ihrer Spielzeuge, Pädagogen sprechen von Reizüberflutung. Kinder suchen sich ihre Lieblingsspielzeuge selbst und das sind in der Regel wenige. Je mehr Funktionen ein Spielzeug hat, desto interessanter ist es. Je stabiler es ist, desto länger haben die Kleinen Freude daran. Oft begeistern ganz einfache Spielzeuge, wie der alte Bauklotz. Vom 0 bis 80 Jahren können weder männliche noch weibliche Menschen von den Klötzen lassen. Aber nur Eltern sind der Meinung, daß nur ein naturbelassener Holzklotz ein guter Bauklotz wäre. Naturbelassenes Holz verschmutzt leicht in den Poren, Speichel begünstigt die Anssiedlung von Pilzen und Bakterien. Ein richtiger Bauklotz muß aber in den Mund! Je kleiner die Kinder, desto größer die Klötze, dann können sie auch nicht verschluckt werden.
Inzwischen gibt es viele Holzfarben, die nicht so sehr belastet sind. Achten Sie auf das Zeichen: „speichelecht“oder „entsprechend dem Lebensmittelgesetz behandelt“. Vorsicht vor Billigpaletten mit der Aufschrift „nicht für Kinder unter 3 Jahren geeignet“oder „nur ab 3 Jahren.“Die Lacke auf solchen Holzspielzeugen sind oft nicht bißfest, das Holz kann splittern. Oder es schlummert Blei oder ähnliches Gift in den Farben und das ist nun mal nicht lecker. Zur Not tut es auch eine Versiegelung des Naturholzes mit Leinöl.
Für die Ökologie eines Spielzeuges gilt: je geringer der Produktionsaufwand, je weniger Material verbraucht wird, je weniger Schad- oder Giftstoffe enthalten sind und je problemloser es entsorgt werden kann, um so ökologischer kann es sein.
Das bedeutet eigentlich das „aus“für Filz-und Faserstifte in den Händen von kleinen Kindern. Buntstifte tun es allemal. Allgemein sieht es unter diesem Gesichtpunkt schlecht aus für Plastikspielzeug. Kinder allerdings fahren auf die grellen Leichtteile ab.
Es gibt nur unzureichende Vorschriften und Qualitätssiegel für Spielzeuge. Die europäische Norm DIN EN 71 läßt Höchstwerte an Schwermetallen in Farben auf Spielzeugen zu. Das CE-Zeichen (Commission Europeen) bestätigt nur die Einhaltung der DIN-Norm. Für einige wichtige Spielelemente gilt, man kann sie leicht selbst herstellen. Das gilt für Kleber, Fingerfarben und Knetmasse. Da weiß man wenigstens, daß im Salzteig auch wirklich nur Salzteig ist. (vgl. Gila Pauls, Gift in Kinderhänden?, Bremer Umwelt Beiträge 9.97).
Über eins sollten sich engagierte SchenkerInnen allerdings im Klaren sein. Das Spielzeug, mit dem man Kinder abparken kann, gibt es nicht. Denn spielen macht am meisten Spaß, wenn man mit anderen spielt. Das können sogar Mama oder Papa sein. schuh
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen