■ Mit Radarfallen auf du und du: Rasen ohne Reue
Berlin (taz) – Der AvD, der Autoclub von Deutschland, wirbt mit spritzigen Extras um Deutschlands besondere Autofahrer. O-Ton: Der Club erspart seinen Mitgliedern „die Prüfgebühren, wenn der Ferrari mal wieder neue Plaketten braucht“. Vor allem aber hält der Verein die Zahl der Strafmandate für spritzige FahrerInnen im Rahmen. Wer auf deutschen Autobahnen gerne schneller fährt, als die Polizei erlaubt, bekommt jetzt bei dem Club einen sehr nützlichen Service geboten: eine Straßenkarte, die über 300 Radarfallen der Polizei auf Autobahnen fein säuberlich aufzeichnet – und die mit Hilfe der Mitglieder ständig aktualisiert wird.
Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Es geht nicht etwa um die Anleitung zum Rechtsbruch. Schon im Paragraphen 1 der Straßenverkehrsordnung heißt es doch: „Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.“ Eben dazu soll die Karte beitragen. Mehr Vorsicht vor radarüberwachten Unfallschwerpunkten soll helfen, „sich auf mögliche Gefahren einzustellen“. Wozu aber der so gewarnte Autofahrer noch wissen muß, daß auf der „A4 Eisenach Richtung Jena, zwischen der Auffahrt Arnstadt und der Tankstelle Eichelborn, ein roter Lada 1500 rechts am Fahrbahnrand“ steht, konnte weder der Club noch der betreuende Verlag der Karte gestern aufklären.
Die Konkurrenten beim ADAC haben darüber länger nachgedacht. Ergebnis: Die Karte sei ein kluger Werbeschachzug. „Man redet darüber. Aber wer sich an Geschwindigkeitsbegrenzung und Sicherheitsabstand hält, wozu braucht der eine solche Karte?“ fragt ADAC-Sprecher Maximilian Maurer vorsichtig. Da könne ja der „unterschwellige Gedanke aufkommen, wo die Karte nichts ausweist, kann man einfach machen, was man will“. Ein faustischer Plan: Der AvD führt die armen deutschen Autofahrer in Versuchung. Hermann-Josef Tenhagen
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