Rapperin unterstützt Kamala Harris: Von wegen Schmusekätzchen
Megan Thee Stallion rappt offen über Sex und steht für Female Empowerment. Nun unterstützt die 29-jährige Musikerin Kamala Harris im US-Wahlkampf.
Pussy ist ein Schlüsselwort und dessen Betrachtung wichtig, um die Musik der 1995 in der Republikaner-Hochburg Houston, Texas, geborenen Künstlerin zu verstehen. Denn in ihren Songs funktioniert Pussy nicht nur als Bezeichnung, sondern auch als handelndes Subjekt, das kampflustig ist, das Gefühle hat, das auch mal depressiv sein kann.
Der Durchbruch im weltweiten Pop-Mainstream gelang ihr 2020 mit dem Song „WAP“, zusammen mit Kollegin Cardi B. „WAP“ steht, natürlich, für Wet Ass Pussy. Der Song ist eine Hymne der weiblichen Lust – ein Thema, das sich als roter Faden durchs Schaffen von Megan Thee Stallion zieht.
Ihre Musik ist auch deswegen politisch relevant, weil sie selbstbestimmtes Verlangen, eine offene Sexualität und einen selbstbewussten Umgang mit dem eigenen Körper repräsentiert. Megan Thee Stallion steht innerhalb der amerikanischen Gesellschaft und darüber hinaus für Female Empowerment. Das ist in Zeiten von Incels und sogenannten Tradwifes, die patriarchale Rollenbilder ästhetisieren, ziemlich wichtig.
Arm in Arm mit Kamala Harris
Vermutlich gerade, weil Donald Trump für das komplette Gegenteil steht, postete sie bei Instagram nun: „ATL Hotties See You Tomorrow“. Damit machte sie ihre Unterstützung für die vermutliche demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris öffentlich – am Dienstagabend sollten beide bei einem Wahlkampfauftritt in Atlanta auftreten. Sie trafen 2023 schon einmal aufeinander: Megan teilte damals auf Social Media Fotos, die sie Arm in Arm mit Harris zeigten.
Dieser Schulterschluss ist ungewöhnlich. Zwar steht die zugeknöpfte Juristin Harris der Rapperin Megan Thee Stallion näher als jede*r Republikaner*in. Trotzdem ist sie weit entfernt von deren rebellischen Gestus. Mit Staatsanwält*innen haben viele Rapper*innen ohnehin traditionell Probleme. Harris, die sich vor 20 Jahren mal dafür aussprach, die Eltern von Schulschwänzer*innen ins Gefängnis zu stecken, kann sich also allein aus Credibility-Gründen glücklich schätzen, dass sie nun diese Unterstützung bekommt.
Zudem suchten in den vergangenen Jahren immer mehr afroamerikanische Rapper*innen die Nähe zu Trump. Wie Sexyy Redd aus St. Louis, die 2023 in einem Video sagte: „We love Trump.“ Das hat mit einem Missverständnis zu tun, das Stichwort dafür lautet: „Free Money“.
Trump unterzeichnete als Präsident ein Gesetz, mit dem Unternehmen finanziell unterstützt wurden und von dem auch marginalisierte Personen profitieren konnten. Obwohl Trump sich ursprünglich gegen das Gesetz ausgesprochen hatte und das meiste Geld größere Firmen kassierten, hielt sich der Mythos vom „Free Money“, der viele sogar über Trumps Rassismus hinwegsehen ließ.
Megan Thee Stallions Hilfe für Harris ist auch ein Zeichen an die Black Community in den USA und an die Rapszene. 2019 rief Megan Thee Stallions noch den „Hot Girl Summer“ aus. Die andere große Harris-Unterstützerin aus der Popwelt, Charli XCX, in diesem Jahr dann den „Brat Girl Summer“. Beiden geht es vor allem um eins: sich als Frau nicht zu verstecken. Keine schlechte Devise im Wahlkampf gegen Trump.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag