: Rätselraten um die Entführer
■ Algerien hüllt sich über den Verbleib der Luftpiraten in Schweigen / Hat sich Kuwait doch auf die Forderungen der Entführer eingelassen? / Neue Hoffnung für die französischen Geiseln im Libanon?
Algier/Paris (ap/dpa) - Die algerischen Behörden haben sich auch einen Tag nach der Beendigung der Flugzeugentführung auf dem Flughafen Algier darüber in Schweigen gehüllt, ob die Entführer noch im Lande sind oder sich bereits in den Libanon oder Iran abgesetzt haben. Über den Verbleib der vermutlich neun Entführer gab es bis zum Donnerstag nur Spekulationen. Ebenso unklar war, ob Kuwait auf die Forderung der Luftpiraten nach Freilassung von 17 Gefangenen letztlich nicht doch mit Konzessionen reagiert hat. Unterdessen traf in Algier eine Passagiermaschine der kuwaitischen Fluggesellschaft ein, mit der die 31 freigelassenen Geiseln noch am Donnerstag nach Kuwait geflogen werden sollten. Das Ende der Flugzeugentführung in Algier hat in Frankreich die Hoffnungen auf eine Freilassung der letzten drei französischen Geiseln in Libanon belebt. Die Entführung des Jumbos hatte die Verhandlungen über die Freigabe der Geiseln noch vor der Präsidentenwahl am Sonntag angeblich ins Stocken gebracht. Ob die Frage der Libanon–Geiseln bei der algerischen Vermittlung eine Rolle spielte, blieb bis zum Donnerstag aber reine Spekulation. Als möglicher Preis für die Freilassung der Geiseln gilt die Wiederaufnahme der 1987 abgebrochenen diplomatischen Bezie hungen, die vollständige Regelung von Finanzstreitigkeiten und die Haftentlassung von Terroristen. Präsident Mitterrand hatte sich bereit gezeigt, einen iranischen Attentäter zu begnadigen; dafür müßten aber gleichzeitig sämtliche französischen Geiseln freikommen. Die Washington Post berichtete, bei Verhandlungen, die der Franzose Jean–Charles Marchiani mit Iranern in Istanbul geführt habe, seien die letzten Schwierigkeiten bereinigt worden. Marchiani wird als Gesandter von Innenminister Charles Pasqua bezeichnet, der zu den engsten Vertrauten Chiracs zählt.
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