: Rätselraten um Flugzeugsabotage
■ Weiter Unklarheiten um Manipulationen in Tempelhof. Flughafen: Wir wissen erst seit kurzem von Beschädigungen
Die angeblichen Sabotageakte an mehreren Maschinen auf dem Flughafen Tempelhof bleiben mysteriös. Die polizeilichen Ermittlungen konzentrieren sich nach taz-Informationen auf den Kreis der Piloten und Bediensteten, die Zugang zu dem Hangar haben, in dem die Maschinen beschädigt sein sollen. Zum Betreten dieser Flughalle muß ein sogenannter Pin-Code (elektronischer Zahlencode) in Verbindung mit einem Schlüssel betätigt werden. Über einen solchen Schlüssel verfügen nur Piloten und Personal der dort abgestellten Maschinen.
Unklar ist, ob und seit wann die Berlin-Brandenburger Flughafen Holding GmbH (BBF) und die privaten Chartergesellschaften von den Sabotageakten wußten. BBF- Sprecherin Rosemarie Meichsner erklärte gestern lediglich, der in einer Zeitung genannte Zeitraum von „rund zwei Jahren“ sei der BBF „neu“. Die Tempelhof-Betreiber wüßten von den angeblichen Sabotageakten erst seit „kurzem“. In Presseberichten hatte es geheißen, die Meldungen über Sabotagakte seien aus Angst vor schlechter Publicity zurückgehalten worden.
Offen ist auch, ob die BBF die Polizei auf die Sabotageakte aufmerksam machte oder umgekehrt die Kriminalbeamten erst während ihrer Ermittlungen auf die Beschädigungen an den Maschinen stießen. Man habe sich „gegenseitig informiert“, so Meichsner.
Die polizeilichen Ermittler sind sich sicher, daß in zwei Fällen an Maschinen manipuliert wurde, in drei weiteren sei dies nicht auszuschließen. In diesem Zusammenhang wurde auch der Absturz einer Cessna bei Freilassing im Februar dieses Jahres genannt. An Bord der in Tempelhof gestarteten Maschine waren zehn Personen, die alle beim Absturz umkamen. Einige der Opfer waren in einen Berliner Umweltskandal verwickelt und sollen zudem an dubiosen Finanzgeschäften beteiligt gewesen sein.
Das mit dem Cessna-Absturz befaßte Luftfahrt-Bundesamt in Braunschweig warnte gestern vor voreiligen Schlüssen. Zum „jetzigen Zeitpunkt“ sei nicht erwiesen, daß durch den Riß eines „Boots“ — aufblasbaren Polstern zur Beseitigung von Eis auf Tragflächen — die Cessna abgestürzt sei. Sowohl an den „Boots“ der Cessna und zwei weiteren Flugzeugen in Tempelhof hatte die Kripo Beschädigungen festgestellt. Das Luftfahrt-Bundesamt will nach wie vor menschliches Versagen oder andere Begleitumstände als Absturzursache der Cessna nicht ausschließen. Die Bundesbehörde erklärte gestern, bislang lege in Braunschweig das von der Berliner Kriminalpolizei in Auftrag gegebene „Boots“-Gutachten noch gar nicht vor. Dies werde noch von der Berliner Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung erstellt. Severin Weiland
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