: Radler in Rage
Der Weltverband und der Tour-de-France-Veranstalter haben sich in der Wolle. Nun beginnt die Schlichtung
BERLIN/BRÜSSEL taz ■ Der Streit zwischen dem Weltverband UCI und den großen Rennorganisatoren, angeführt vom Tour-Veranstalter ASO, steht vor dem Eklat, wenn am Montag kein Kompromiss gefunden wird. Der Verband der ProTour-Teams (IPCT) hatte am Freitag einstimmig beschlossen, die Konfliktparteien noch einmal an einen Tisch zu bringen. Dort soll ein gemeinsames Vorgehen im Konflikt um die Zulassungskriterien in der ProTour gefunden werden.
Hans-Michael Holczer, Manager des Teams Gerolsteiner, befürchtet im schlimmsten Fall „die Spaltung des Radsports“. Manche mutmaßen, dass der einstige UCI-Präsident Hein Verbruggen Gewehr bei Fuß steht, um den quasi von ihm eingesetzten Pat McQuaid auf kaltem Weg zu ersetzen. Der seit 2004 schwelende Streit eskalierte, nachdem die ASO für ihr Rennen Paris–Nizza am 11. März nicht alle ProTour-Teams eingeladen hatte. Auch die Giro-Veranstalterin RCS will das Eliteteam Unibet nicht für ihre Rennen (u. a. Mailand–San Remo) einladen. Die Fronten verhärteten sich, als die UCI auf die Rebellion mit Startverboten und bei Zuwiderhandlung mit Lizenzentzügen reagieren will. Die ASO warnte: Wer bei Paris–Nizza nicht startet, riskiert seinen Tour-Platz.
Der IPCT-Appell an die Konfliktparteien geht in die gleiche Richtung wie die Forderung der wichtigsten Radsportverbände aus Frankreich, Italien, Spanien, Belgien, Österreich und Luxemburg. Sie hatten die UCI aufgefordert, eine einvernehmliche Lösung anzustreben. Gestern meldete sich auch Eddy Merckx in der belgischen Zeitung Dernière Heure zu Wort: „Die ProTour ist ein geschlossenes System, das den Profiradsport gefährdet.“ Die ProTour umfasst die 27 wichtigsten Rennen. Nach UCI-Version gehören 20 Mannschaften mit automatischem Startrecht in den Elite-Kreis, der mehrjährige Lizenzen lösen musste.