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HEW und PreussenElektra wollen ihre vier AKWs zusammenlegen ■ Von Achim Fischer
Die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) planen, die Wirtschaftlichkeit ihrer AKWs durch eine engere Kooperation mit der Hannoveraner PreussenElektra (Preag) zu verbessern. Bürgermeister Ortwin Runde (SPD), zugleich Aufsichtsratschef der HEW, behält sich seine notwendige Zustimmung aber noch vor. Die GAL kritisierte die Pläne scharf: „Der HEW-Vorstand scheint bemüht, den Ausstieg aus der Atomenergie mit immer neuen Varianten zu blockieren“, schimpfte der grüne Energieexperte Lutz Jobs.
Die HEW verhandeln mit der Preag über eine engere Zusammenarbeit. „Als Ergebnis dieser Gespräche ist die Zusammenfassung der Kernkraftwerke beider Unternehmen in einer gemeinsamen Gesellschaft denkbar“, pressemitteilte gestern der Hamburger Konzern und verwies auf „Synergieeffekte“. Personalabbau oder Einsparungen bei Sachausgaben sind damit „im Moment nicht so sehr gemeint“, versicherte HEW-Sprecher Ulrich Kresse. Statt dessen gehe es darum, durch die Bündelung der gemeinsamen Kraftwerkskapazitäten „unsere Marktposition zu sichern“. Soll heißen: die vorhandenen AKWs besser auszulasten und ihnen somit noch viele Betriebsjahre bis zur Stillegung zu sichern.
Preag und HEW haben bereits gemeinsame Tochterunternehmen – vier Betreibergesellschaften für die AKWs Stade, Brokdorf, Krümmel und Brunsbüttel. Beide Konzerne haben Anspruch auf festgelegte Produktionsanteile aus den einzelnen Meilern. Der Nachteil: Dieses System ist unflexibel. Fällt ein Meiler mit hohem HEW-Anteil aus, müssen die Hamburger teuer Strom von Dritten einkaufen. Laufen alle AKWs, steht den HEW jedoch mehr Strom zur Verfügung als sie gebrauchen können. Eine gemeinsame Betreibergesellschaft für mehrere AKWs könnte diese Unebenheiten ausgleichen. Haben die HEW zuviel Atomstrom, kann die Preag ihn vielleicht irgendwo verkaufen. Brauchen die HEW mehr Saft, springen andere Preag-Kraftwerke ein.
Mit dem gemeinsamen AKW-Pool lassen sich mindestens zwei Strategien verfolgen. Einer oder mehrere Meiler könnten vom Netz genommen werden, die zusammengelegten übrigen AKWs übernähmen seine Arbeit. Andere Strategie: Aus den einzelnen Überkapazitäten läßt sich ein kontinuierliches, verläßliches Angebot stricken. Alle Meiler würden besser als bisher ausgelastet und damit wirtschaftlich in ihrem Bestand gesichert.
Die Ausstiegs-Strategie scheinen die HEW nicht zu verfolgen. Bürgermeister Runde und Umweltsenator Alexander Porschke (HEW) machen die Zustimmung des Mehrheitseigners Hamburg davon abhängig, „ob dieses Projekt mit den im Koalitionsvertrag vereinbarten energiepolitischen Zielen in Einklang zu bringen ist“. Und zu denen, erinnern die Senatoren, gehört „an prominenter Stelle die Reduzierung von Kernkraftwerkskapazitäten“.
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