: Radfahren im Hauptbahnhofsrausch
betr.: „Keiner guckt hin“, taz vom 3. 6. 06
Es ist Tag der Umwelt und keiner guckt hin? Falsch – alle waren da, nur die taz nicht! Dabei haben die Veranstalter auch dieses Jahr die taz-Redaktion angerufen und persönlich eingeladen, über das Umweltfestival 2006 zu berichten. Immerhin handelt es sich um eines der größten Öko-Events bundesweit.
Hätte die Redaktion bei der Grünen Liga – dem drittgrößten Umweltverband der Stadt – angefragt, hätte sie erfahren können, dass das seit Jahren von dieser veranstaltete Umweltfestival WM-bedingt schon am 28. Mai stattfinden musste, aber wie immer eine Präsentation und ein Fest der Umweltverbände und der Ökobranche für alle BürgerInnen sein sollte. Die taz war sogar offizieller Medienpartner!
Eine Mitschuld an der diesjährigen Informationsmisere trifft allerdings den Geschäftsführer des Radfahr-Verbandes ADFC Berlin. Zum 30. Tag der Umwelt hielt er es für angesagt, die traditionelle Sternfahrt entgegen dem Willen der meisten ADFC-Aktiven nicht wie sonst beim Umweltfestival am Brandenburger Tor enden zu lassen, sondern an Mehdorns schönem neuen Hauptbahnhof. Für dessen Baukosten hätte man das beste Radspurennetz der Welt finanzieren können. So aber fuhren dem ADFC-Chef nicht nur die tausenden RadfahrerInnen hinterher, von denen dann viele verärgert das Umweltfestival suchten, auch die gesamte Berliner Presse – ohnehin im Hauptbahnhofsrausch – rannte hinterdrein. Was bleibt, ist eine Provinzposse und ein erneutes Beispiel, wie eine wichtige und gute gemeinsame Sache an Ignoranz und Egoismus zu scheitern droht. Hoffentlich nur in diesem Jahr. MATTHIAS BAUER, Berlin
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