: Rache regiert Gaza
Nach israelischem Angriff: Hamas kündigt „Blutbad“ in Israel an. Armee untersucht Militärschlag. USA wollen Palästina-Wahl verschieben
GAZA/JERUSALEM afp/ap/dpa ■ Der Militärflügel der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas, die Az-al-Din-al-Kassam-Brigaden, hat nach dem israelischen Luftangriff auf ein Wohngebiet in Gaza ein „Blutbad“ unter Israelis angekündigt. „Es gibt keine Achtung mehr vor einem zionistischen Kind oder den so genannten zionistischen Zivilisten“, sagte Hamas-Sprecher Abdul Asis Rantisi.
Die Brigaden bekannten sich auch zu dem Angriff mit drei Kassam-2-Raketen auf einen südisraelischen Ort am Dienstag abend. Dies sei ein „Vorgeschmack“ dessen gewesen, was Israel als Vergeltung für den Tod des Brigadenchefs Salah Schehada erfahren werde. Ihm galt der israelische Militärschlag, bei dem insgesamt 15 Menschen starben, unter ihnen 9 Kinder. Mehr als 170 Menschen wurden verletzt.
Der Luftangriff hatte offenbar in letzter Minute eine palästinensische Initiative für ein vorläufiges Ende von Selbstmordattentaten verhindert. Ein entsprechendes Abkommen zwischen Hamas und der Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Jassir Arafat habe zum Zeitpunkt der Aktion kurz vor der Unterzeichnung gestanden, so die britische Zeitung The Times gestern. Der Luftangriff sei eine „bewusste Initiative der israelischen Regierung“ gewesen, um die Bemühungen zu zerstören, zitierte das Blatt einen der Unterhändler.
Derweil wurden in Israel nicht nur sämtliche Polizeikräfte in Alarmbereitschaft gesetzt, die Armee und der Inlandgeheimdienst Schin Beth leiteten auch eine Untersuchung ein, wie es zu dem Angriff kommen konnte. Die Zeitung Jediot Achronot zitierte Premier Ariel Scharon mit den Worten, der Angriff wäre verschoben worden, wenn Israel gewusst hätte, dass sich Zivilisten bei Schehada befinden. Nach Angaben israelischer Offiziere waren in den letzten Monaten sechs Versuche, Schehada zu töten, vorzeitig abgebrochen worden, weil Unbeteiligte dadurch gefährdet gewesen wären.
Die USA befürchten, dass Palästinenserpräsident Arafat bei der für Anfang 2003 angekündigten Präsidentenwahl wiedergewählt werden könnte. Deshalb wolle US-Präsident Bush eine Verschiebung dieser Wahlen erreichen, berichtete gestern Israels Rundfunk. Bush und Israels Regierung haben Arafat zur „Unperson“ erklärt und offen zu seiner Ablösung aufgerufen.
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