RAINER SCHäFER RADIKALE WEINE :
Vor Kurzem hat der Winzer Karl Friedrich Aust aus Radebeul einem Freund in Berlin eine Flasche seines Weins auf den Tisch gestellt. Darauf hatte er in Goldfarbe geschrieben: 25 Jahre Mauerfall, zum Wohl uns allen! Für Aust, 36, ist das Jubiläum ein Anlass zu feiern: „Damals haben sich die Türen zur Welt geöffnet.“ Ohne die Wende wäre er nicht Winzer geworden. Privater Weinbau im Haupterwerb wurde in der DDR nicht geduldet, seine Eltern pflegten ihren Weinberg nach Feierabend.
Aust gilt als einer der besten Winzer Sachsens. Der Schöngeist mit den halblangen Haaren hält seine Weine lange zurück, damit sie im Fass reifen können. Manchmal legt er sich nachts in eine Badewanne im Weinberg, über sich den Sternenhimmel, um nachzudenken. „Ich habe immer noch Flausen im Kopf“, sagt Aust. Und das solle auch so bleiben.
Mit viel Aufwand hat seine Familie das baufällige, aus dem 17. Jahrhundert stammende Gut renoviert. Dort hat er auch ein kleines Restaurant eingerichtet. Seine Reben stehen in der Steillage am Radebeuler Goldenen Wagen, die Arbeit dort ist mühsam. Die Bergterrassen wurden mit Trockenmauern befestigt, es sind die einzigen Mauern, die Aust duldet. Er hat sich vor allem auf Riesling und Burgundersorten spezialisiert, sein Weißer Burgunder ist der passende Begleiter zum Würzfleisch: Im Barrique mehrjährig ausgebaut, verbindet er Kraft mit viel Schmelz und nimmt es locker mit dem einstigen DDR-Leibgericht auf. Aust empfiehlt, einen ordentlichen Schluck vom Burgunder in die Sauce zu geben und den Rest der Flasche zum Gericht zu trinken. Auf das unverwüstliche Würzfleisch und den Mauerfall.
■ Weißer Burgunder 2011, Weingut Karl Friedrich Aust, 16,50 Euro, Bezug über www.weingut-aust.de