Standbild: Quote, Haider, Moviestars
„Sabine Christiansen“, So., 21.45, ARD
Es kam, wie es kommen musste – zum Gespräch im Hause Christiansen über den abwesenden Herrn Haider. Der war einen halben Tag vor der Sendung wieder ausgeladen worden, weil sowohl Michel Friedman vom Zentralrat der Juden in Deutschland als auch Bundesinnenminister Schily ihre Teilnahme vom Nichterscheinen Haiders abhängig machten. Friedman war also wieder mit an Bord, auf Schilys Sessel nahm der ehemalige SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel platz. Ungewohnt ruppig ging es zur Sache oder auch knapp daran vorbei. „Affären. Skandale, Wählerfrust – Chance für rechte Populisten?“ lautete das Thema. Daniel Cohn-Bendit, französischer Europa-Grüner, war in Fahrt, zieh Christansen der Quotengeilheit und warf gleich mangelnde Courage hinterher: Wenn die erste Reihe der Politik Bedenken habe, mit Haider öffentlich zu streiten – „wir B-Movie-Darsteller“, so Cohn-Bendit mit Seitenhieb auf FDP-General Guido Westerwelle, „hätten uns mit ihm sehr gut auseinander setzen können.“ Westerwelle übte (welch hübsche Konstellation) prompt den Schulterschluss mit Cohn-Bendit: „Was mich ärgert, ist, dass es jetzt so aussieht, als hätten wir Angst, mit Haider zu diskutieren. Dabei muss man diese Chance nutzen.“
Von Anfang an entglitt Sabine Christainsen diese Diskussion, die keine war. Und Hans-Jochen Vogel bediente mit erhobenem Zeigefinger zwar wieder sein Image als Oberlehrer – stellte dann aber auch die eigentliche Frage des Abends: Warum es nämlich einen Herrn Haider brauche, um über bundesdeutsche Spendenskandale und ihre Folgen nachzudenken.
In dieser Gemengelage saß dann auch noch Alois Glück, CSU-Chef im Bayerischen Landtag, und verbat sich Einmischungen in die Angelegenheiten befreundeter Nachbarländer. Und dass die Union den rechten Rand der Republik in bewährter Form abdecken werde, dafür, nun dafür stehe in erster Linie ja auch die CSU. Steffen Grimberg
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