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■ KommentarQuo vadis?

Henning Voscherau dürfte sich ruhig mal zu einem Glückwunsch-Telegramm hinreißen lassen. Adressat: Markus Wegner. Inhalt: Lieber Markus, prima, daß ihr bei der Bundestagswahl nicht angetreten seid. Das hat die Pleite für uns einigermaßen erträglich gemacht.

Hätte die Statt Partei sich ihre absehbare Wahlniederlage nämlich – wie zunächst von Wegner geplant – tatsächlich abgeholt, wäre auch in absoluten Zahlen nachzulesen gewesen, wie gering die Unterstützung für Hamburgs rotgrauen Senat inzwischen ist. 40,4 Prozent, 40,8, vielleicht 41. Mehr wär nicht, trotz für die SPD günstiger hoher Wahlbeteiligung.

Aber auch ohne den statistischen Nachweis – es dürfte spannend zu beobachten sein, wie sich die SPD in den kommenden Jahren aus ihrem selbstgebastelten Dilemma herauszuwursteln versucht.

Zwei Szenarien bieten sich an: Annäherung an die Grünen, um in deren – inzwischen allerdings arg gefestigter – Wählerbasis wieder ein Bein an die Erde zu bekommen. Dazu dürfte ein vorzeitiges Auswechseln des Bürgermeisters unverzichtbar sein. Oder, zweites Szenario: vehemente Abgrenzung gegenüber der GAL, Henning Voscherau als Hamburger Sparversion Helmut Kohls, die CDU/FDP-Klientel und eine große Koalition fest im Visier. Trotz gegenteiliger Ankündigungen ihres Fraktionschefs, die CDU würde sich durchaus dazu breitschlagen lassen, auch mal aus den Trögen naschen zu dürfen.

Es sei denn, die GAL ließe sich doch auf jenes noch so inhaltsleere schwarzgrüne Planspiel von Beusts ein, das derzeit nur aus einem einzigen Grund lockt: der Hamburger SPD die verdiente Atempause in der Opposition zu verschaffen.

Die Vorleistungen, die beide Parteien für diesen Triumph erbringen müßten, sind allerdings gigantisch. Innen-, wirtschafts- und verkehrspolitisch könnte bei der Union kaum ein Stein auf dem anderen bleiben, um für die GAL auch nur ansatzweise koalitionsfähig zu werden. Die Grünen ihrerseits müßten den linken Flügel des Parteienspektrums quasi kampflos der vom Bundestagswahlergebnis durchaus gestärkten PDS überlassen.

Für Hamburg dürfte deshalb auch in den kommenden Jahren die entscheidende Frage sein: Quo vadis, SPD? Uli Exner

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