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Querrille

Chop Shop – Recovered Pieces

(Soulciety/EWM)

Ziemlich eng muß es im HipHop-Geschäft zugehen, wenn eine so famose Platte in den USA kein Label findet. Was für den 27jährigen Kevin „The Blade“ Gordon, dem Mann hinter Chop Shop, ein Spießrutenlauf war, der mit der Gründung eines eigenen Weißlabels endete, ist für das Hamburger Soulciety-Label, die Recovered Pieces in Lizenz veröffentlichen, ein Glücksfall. Mehr noch: Das ist schlechterdings das Beste, was seit langem von Soulciety zu hören war. In der Astgabel von Gang Starrs Anfängen und dem Moe-Wax-Label spannt „The Blade“ ein klebriges Netz aus, in dem sich Jazz-Partikel, Country-Heu und zerriebene Satzfetzen von Malcolm X, Public Enemy oder Wu-Tang-Clan verfangen, um neue Bedeutungen aufzumachen. Am Ende wird mit dem Clan und dessen „martial arts“-Versessenheit mit einigen Reimen auf „Shaolin Shout-Out“ die Ehre erwiesen und der Clan-eigene Dirty Ol– Bastard im Inlet zitiert. Allerdings hat Recovered Pieces es kaum nötig, mit Vokal-Samples unterfüttert zu werden – ähnlich wie bei DJ Krush sind die Instrumentals aussagestark genug.

„Blade“, der aus San Diego stammt, seine musikalische Heimat aber an der Westküste verortet, gelingt das Kunststück, entweder unbekannte Samples zu entdecken oder die Bekannten zu Fremden zu zerstückeln – nicht umsonst schwingt eine Comic-Figur auf dem Cover eine Axt. Alles ist in derart abstrahierte TripHop-Tiefen getaucht, daß kaum Verschleißerscheinungen aufkommen. Dabei ist die Stimmung der Platte immer mellow, aber nicht von dieser satten, leicht aggressiven Coolness der Ostküstengangster, sondern eher von einer abgekühlten, durchdachten Entspannung. vom

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