: Querrille
Ja König Ja – o.T. (Moll/EFA)
Singen und Klingen lassen, Tugenden, die deutsche Rock-Expressionisten leider zu oft voreilig als spießig verwerfen, entfließen dem Astralleib von Ja König Ja mit munterer Leichtigkeit. Gesangscluster, die schwer an Crosby, Stills & Nash (allerdings ohne Young) erinnern, verwenden Ebba Durstewitz (Violoncello, Gesang, Glockenspiel, Klavier, Melodica) und Jakobus Siebel (Gitarre, Gesang, Glockenspiel) für Texte, die Parodien bemühter Innerlichkeit und christlicher Liedmusik sowie halbe Witze über Sehnsuchts-Klischees des deutschen Schlagers zieren. „Heiße Schokolade, ist für mich allein zu schade, so teilen wir uns mit“, singt Siebel und meint, daß die Verdrehung von Plattitüden wieder etwas von ihrem liebenswerten Grund erkennen läßt. Ja König Ja verwenden ebensoviel Melancholie, wie auch Sanguiniker ertragen können, um Musik noch schön zu finden. Groß! Till Briegleb
Naked Navy – Scream Of The Hounded (Buback/Indigo)
Wenn man Titel wie „Get Up“ über Autorenverweisen wie Jonas Landerschier liest, dann handelt es sich gerne um Jazz-Funk aus deutschen Kellern. Scream Of The Hounded auf Buback Tonträger, ein Label, das darauf aus scheint, Worte wie „Labelprofil“ endgültig den Werbestrategen zu überlassen, ist dabei abgebrüht und verspielt zugleich, manchmal sogar recht kurzweilig, ohne aber neue Türen aufzustoßen. Irgendwo hat man alles schon gehört, und die Platte wäre kaum der Rede wert, wenn da nicht ausgerechnet Bill Ramsey, die Personifikation des öffentlich-rechtlich grinsenden Musikanten, mit dem Ex-Goldene-Zitronen-Schlagzeuger Ale Sexfeind harmonieren würde. Auch wenn letzterer die Zusammenarbeit als Zufall beschreibt, zeigt sich doch sein eigenwilliger Weg, die 80er zu überstehen und in die Postmoderne mit einem Hauch Beliebigkeit einzutreten. vom
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