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QUERSPALTEInnenansichtInnen

■ Das große I und die Folgen

Schön war es ja noch nie, das große I. Wie ein Pfahl senkt es sich in das Fleisch der Worte. Wer drüber hinwegeilen will, um dem Fluß der Sätze zu folgen oder gar um vorzulesen, kommt oft zu Phall und holt sich blutIge KnIe. Eine pädagogIsche AktIon zur ErInnerung an dIe realexIstIerende WeIblIchkeIt, gewIß — aber keine ästhetIsche. Auch wenn wIr uns natürlIch klammheImlIch vor Innerer Freude schütteln, In der dIeswöchIgen Ausgabe des „SpIegel“ das erste große I gefunden zu haben („Marlene-LiebhaberInnen“, Seite 301). Unter uns gesagt und hInter vorgehaltener Hand: WIr gratulIeren, KollegInnen!

Doch bei allem versteckten Triumph über den unaufhaltsamen Siegeszug des von der taz in die Welt gesetzten kleinen großen Buchstabens: Vielleicht gibt es doch noch eine bessere Lösung. Zumal uns schon immer die Vorhaltungen der Freudianer gestört haben, die im phallusförmigen I eine Ersatzhandlung für den weiblichen Penisneid ausmachten und dringlich einen der biologischen Natur entsprechenden sprachlichen Anhang für das männliche und nicht etwa das weibliche Geschlecht anmahnten. Voilà, hier haben wir die Lösung, die dezent, würdevoll und dennoch unverklemmt auf die unterschiedliche Verortung der Geschlechtsorgane hinweist: Wir werden zukünftig von Studentaußen und Studentinnen, Lehreraußen und Lehrerinnen, Politikeraußen und Politikerinnen sprechen.

Besonders apart macht sich das zum Beispiel bei den Binnenschifferinnen und den Außendienstanwärteraußen, bei den Innenarchitektaußen und Außenarchitektinnen — welche ungeahnte räumliche Resonanz, welcher Tiefgang in der Sprache! Zugegeben, es gibt da noch einige wenige Problemfälle, aber auch die werden wir noch in den Griffel kriegen: Banausenaußen beispielsweise klingt wirklich häßlich, aber Banaußen und Baninnen macht sich doch schon wieder sehr elegant. Auch die wenigen außergewöhnlich aussagefreudigen Auslandsauskunftsmitarbeiteraußen sollten uns nicht stören, sondern mit ihrer sprachlichen Harmonie erfreuen.

Für die beiden Herren aus dem Regierungskabinett, die die wichtigsten Vertreter der deutschen Sprache hier und auswärts darstellen, tun sich ganz neue Perspektiven auf: Sie könnten sich mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen im Zuge der sprachlichen Umstellungsprogramme im arbeitslosen Volk beliebt machen, ihnen flögen die Herzen und die Stimmen der Wählerinnen zu. Nicht wahr, Herr Innenministeraußen Seiters und Herr Außenministeraußen Kinkel? Ute Scheub

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