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QUERBILD Homerun

Amerika und seine großen Männer, das ist – um ein neuerdings wieder geflügeltes Wort zu gebrauchen – ein weites Feld. Einerseits ist sie pragmatisch bis auf die Knochen. Andererseits produziert die US-amerikanische Gesellschaft Helden, wohin man auch blickt. Der Kult, den die Amis um ihre leader machen (ein Wort, das mit „Führer“ ins Deutsche zu übertragen man sich sträubt), nimmt oft religiöse Züge an. Zwar hat in der Politik das Modell ausgedient, aber in allen übrigen Bereichen kann jedermann, so eine der US-Grundmythen, zum Helden werden: ob im Sport, im Krieg oder beim Geldscheffeln, in allen Bereichen also, in denen sich ein Mann so richtig bewähren kann.

Ron Sheltons Film Home Run dreht sich um einen solchen Helden; einen Helden allerdings, der zugleich auch ein Ekel ist. „Ty Cobb“, so die auf authentischem Material basiernde Geschichte, hat früher den Baseball, diese US-amerikanische Sportart schlechthin, revolutioniert, indem er den totalen Körpereinsatz einführte.

Jetzt, einige Jährchen später, lebt er zurückgezogen, säuft und schießt auf alles, was sich bewegt - egal, ob Hirsch oder Hauspersonal.

Genie und Säufer, Ekel und großer, alter Mann: Tommy Lee Jones wirft sich in die Rolle des Ty Cobb, als ginge es um sein Leben. Und Robert Wuhl als Sportjournalist, der seine Autobiografie schreiben soll, assistiert ihm auf andere Art nicht minder effektvoll. Was so entstanden ist: ein Männerfilm, natürlich, ein Road-movie und ein Blick, der den leader nicht als strahlenden Helden zeigt. Sehr unamerikanisch, könnte man denken, stimmt aber nicht: Der Film ist amerikanisch durch und durch. Dirk Knipphals

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