: Q U E R S P A L T E Frankfurter Abendschule
■ Studio 1 - ein neues TV–Politikmagazin
Gute Nachrichten für die Freunde der Eine–Meinung– Haberei: Demokratie findet jetzt nicht nur im Blablament, sondern auch im Fernsehen statt. Studio 1 heißt das neue Modell im „politischen Magazinjournalismus“, und es hält ganz und gar, was das Analphabet von Björn–Uwe Bresser, dem neuen ZDF–Chefredakteur, versprochen hatte: „Guter Journalismus klärt auf - sachlich, nüchtern, überzeugend.“ Überzeugend wie Bodo H.Hauser, der Studio 1–Moderator: Als Schweinchen Schlau bei der Verkündung der Lottozahlen hockt er da, die Finger auf den Tisch gepackt wie zwei kleine Hunde, aus der Tiefe zweier Tümpelaugen Eindringlichkeit in uns hineinbohrend, die Braue mahnend geschürzt, Stirn und Hals in Falten gelegt. „Der eigentliche Skandal... wie lange noch darf...“, orakelt es aus dem Richard Löwenthal– Nachfolger heraus: der Journalist als Karpfen blau. Sachlich erklärt uns Fides Krause–Brewer, die ihrem Namen jetzt immer ähnlicher wird, die Welt aus der Sicht des Frühkapitalismus: „Doiitschland“ als Gestüt Schlendrian, „200 Menschen finden hier“ unverdienterweise „Arbeit und Brot“ und „genießen“ ansonsten „die kürzesten Arbeitszeiten und den längsten Urlaub“. Norbert Blüm, perfekte Synthese aus Frankfurter Abendschule und Blauem Bock, Hose eng am steilen Schenkel, Schlips fest um die halslose Kopfkugel gezurrt, im „Streitgespräch“ mit einem Pharma–Industriellen, senkt nüchtern das chronisch empörte Stimmchen, „Ja schämen Sie sich eigentlich nicht?“. Ein Bericht über Doping wagt sich zu Top–Formulierungen wie „Mit der Spritze an die Spitze“ und „Dealer im weißen Kittel“ vor, und Bodo H.Hauser schaut wirklich auf den Monitor, wenn er sagt: „Ich schaue auf den Monitor.“ Sachlich, überzeugend, nüchtern und mausetot. Warum denn gleich sachlich werden, wenn es auch persönlich geht? Unfair, knülle, hundsgemein: wiglaf droste
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