„Putzfrauenaffäre“ : Die publizistische Oberputze „B.Z.“
Eine Schmuddelgeschichte ist für die B.Z.-Redaktion das Größte. Tag für Tag bestückt sie ihre Seiten mit einem unappetitlichen Mischmasch aus Busen-, Blut- und Promigeschichten. In gewisser Weise ist es deshalb absurd, dass die B.Z. mit einer angeblichen Putzfrauenaffäre der Linkspartei-Senatorin Knake-Werner zu Hochform aufläuft. Was Berlins publizistische Oberputze aber ihren 190.000 LeserInnen derzeit täglich ganzseitig präsentiert, hat mit Journalismus nichts mehr zu tun – es ist eine handfeste Kampagne.
Kommentar von ULRICH SCHULTE
Ihren Ruf als rechtslastiges Revolverblatt hat sich die B.Z. einst unter Chefredakteuren wie Franz Josef Wagner oder Georg Gafron hart erarbeitet. Im kalten Krieg gegen die sozialistische Senatorin tut sie derzeit alles, um diesen Ruf wieder aufzufrischen.
Dass die Springer-Jungs ausgerechnet im Wahlkampf eine sechs Jahre alte Geschichte auftischen, mag als seltsamer Zufall durchgehen. Viel schlimmer ist, dass sie ihre Recherche ausschließlich auf die Aussage einer Frau stützen, die angesehene Institutionen wie der polnische Sozialrat als unglaubwürdig einschätzen. Und die Sozialratsmitarbeiter haben die B.Z.-Zeugin jahrelang betreut, sie haben sie nicht nur ein paar Mal zum Interview getroffen.
Wie es sich für eine Kampagne gehört, ignoriert die B.Z. solche Stimmen. Stattdessen fabuliert das Historikermagazin über das „Gesellschaftsdrama des 19. Jahrhunderts, in dem die Herrschaft das Gesinde vernichtet“, und die „Kommunistin“ Knake-Werner. Gar nicht fassen kann die Redaktion, dass sich die Senatorin öffentlich wehrt. Das Blatt klagt, die Polin werde an den Pranger gestellt, die Unschuldsvermutung müsse für alle gelten. Nur die Unschuldsvermutung für die Senatorin spielt keine Rolle, in der B.Z.-Redaktionskonferenz.