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Putschführer Honasan: Volksheld oder Mörder?

■ Für die philippinische Regierung ist das keine Frage: Honasan soll inzwischen im Norden eine Militärregierung gebildet haben / Präsidentin Corazon Aquino hat das Militär angewiesen, auf „Gringo“ zu schießen / Die 705 Putschisten sind auf einem Schiff interniert

Manila (wps/afp/taz) - Der 39jährige Gregorio „Gringo“ Honasan plante nicht nur den jetzt gescheiterten fünften Putschversuch gegen die philippinische Präsidentin Corazon Aquino, er plante auch die Militärrebellion, die im Februar 1986 den Diktator Ferdinand Marcos ins Exil trieb und Präsidentin Aquino zur Macht verhalf. Der rauhe Kämpfer mit dem sympathischen Aussehen war damals ein Volksheld, der auf den Titelseiten nationaler Nachrichtenmagazine glänzte. Am vergangenen Freitag schlug „Gringo“ erneut zu. Zusammen mit einer Gruppe Soldaten besetzte er noch einmal die gleiche Militärbasis und appellierte an alle Soldaten der philippinischen Armee, im Interesse der Nation die Regierung zu stürzen. Während regierungstreue Truppen unter dem Befehl von Honasans früherem Verbündeten, Generalstabschef Fidel Ramos, die Rebellion niederschlugen, floh Honasan in einem Hubschrauber und verschwand im Labyrinth der Bergwälder nördlich der Hauptstadt. Trotzdem sind viele sicher, daß der als mutiger und skrupelloser Kämpfer bekannte Offizier bald einen neuen Coup starten wird. Vor einem Jahrzehnt machte Honasan, der gern mit seiner Kobra „Tiffany“ im Arm in Kriegsgebieten Fallschirmspringen übt, zum ersten Mal Schlagzeilen: Im Kampf gegen muslimische Guerillas im Süden des Landes befahl er seinen Leuten, von jedem getöteten Kämpfer die Ohren abzuschneiden, um die Erfolge der Armee auch sichtbar machen zu können. Präsidentin Aquino hat das Militär angewiesen, auf Honasan und seinen Gefährten Oberst Tito Legaspi zu schießen. Ein Präsidentensprecher erklärte öffentlich, die Regierung wolle „Gringo“ töten. Honasan hat die Regierung scharf kritisiert. Er wirft Präsidentin Aquino vor, der linken New–Peoples–Army–Guerilla mehr Freiraum einzuräumen als dem Militär. Die neue Regierung, die erst mit seiner Hilfe an die Macht gelangte, sei durch und durch korrupt und in diesem Sinne sogar dreister als die Marcos–Clique, die sich reichlich aus der Staatskassse bedient hätte. Auch mit seinem Chef Fidel Ramos ist „Gringo“ hart ins Gericht gegangen. Der Generalstabschef der philippinischen Streitkräfte sei ein unentschlossener politischer Speichellecker, dessen Ergebenheit gegenüber der Präsidentin an den inkompetenten früheren Befehlshaber General Ver erinnere, der stets dem Diktator Marcos zu Diensten stand. Für Ramos dagegen sind Honasan und seine Männer „Radikale“, „Rambos und Cowboys“, wie er sich am Sonntag ausdrückte, deren Aktionen die 155.000 Männer starke philippinische Armee spalte. Im letzten Jahr hatte Ramos verschiedene Militärbasen im ganzen Land besucht, unter anderem, um die Forderungen von Honasan und seinen Leuten zu konterkarieren. Honasan ist Mitbegründer der „Reformbewegung der Streitkräfte“, abgekürzt RAM, die schon unter Marcos aktiv war und ihm und seinen Gefolgsleuten den Spitznamen „Ramboys“ eingebracht hatte. Wie die Nachrichtenagentur AFP aus den Rebellen nahestehenden Kreisen erfuhr, hat Honasan im Norden der Insel Luzon eine Militärregierung ins Leben gerufen. Die meisten der rund 1.000 rebellierenden Soldaten stammen ebenso wie Ex–Diktator Marcos aus Nord–Luzon. Ramos Strategie lautet: Honasan und seine Leute müssen von anderen Soldaten isoliert werden. Alle 705 Putschisten, die sich am Wochenende den Ramos–Truppen ergeben hatten, sind weiterhin auf einem Schiff in der Bucht von Manila interniert. Die Regierungssoldaten, die bei der Menschenjagd nach Honasan und seinen Leuten eingesetzt sind, haben strikte Anweisung, den Putschführer von allen Militärbasen im nördlichen Luzon fernzuhalten. Gleichzeitig haben die Aquino– treuen Zeitungen der Hauptstadt eine beispiellose Propagandakampagne gegen den Putschobersten begonnen. Während die Boulevardpresse immer neue Versionen von der abenteuerlichen Flucht des idealistischen mutigen Kämpfers auf den Markt bringt, versuchen Regierung und Blätter wie der renommierte Manila Chronicle vorsichtig, Honasans Heldenimage abzubauen. Während Aquino die Affäre darauf reduziert, daß Honasan sie und ihre Familie habe umbringen wollen, versteigt sich Präsidentenberater Rene Saguisag zu Sätzen wie: „Gringo ist nicht mehr der gleiche wie früher. Er duftet nicht mehr wie Rosen.“ Ob die Strategie indes Erfolg hat, ist mehr als ungewiß. Die Journalistin Belinda Cunanan, die guten Zugang zu militärischen Kreisen hat, berichtete, daß Honasan das Militärcamp Aguinaldo bei seinem Putschversuch einnehmen konnte, ohne einen einzigen Schuß abzufeuern, und selbst diejenigen Offiziere, die sich letztendlich zur Loyalität gegenüber der Präsidentin entschieden, bezeichnen den selbsternannten Rambo als ihren Freund.

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