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Puschen des Kanzlers

Promi-Schuhe kommen für Hospiz-Projekt von Hamburg Leuchtfeuer unter den Hammer  ■ Von Philip Banse

Die goldenen Pumps von Dagmar Berghoff führten lange nur ein Schattendasein. Statt im Rampenlicht zu glänzen, stand das bedauernswerte Paar über Jahre im Schrank herum. Der Tagesschau-Chefsprecherin fehlte für die im Überschwang auf Sylt gekauften Prunkstücke schlicht das passende Kostüm.

Doch dann erreichte die ARD-Ikone ein Brief mit der Bitte, doch Schuhe für eine Versteigerung zu spenden, deren Erlös in das Hospiz-Projekt von Hamburg Leuchtfeuer fließen soll. Für das Pflege-Haus, in dem Aids-Kranke menschenwürdig versorgt werden sollen, fehlen noch rund 1,4 Milionen Mark. Frau Berghoff schlug ein. Denn, so die PR-geschulte Fernsehfrau, heute könne man sich für Aids engagieren, ohne wie noch vor zehn Jahren gleich scheel angeguckt zu werden.

Das scheint sich herumgesprochen zu haben: Über 130 Prominente schickten ein Paar Schuhe an den Absender, das Schuhhaus Görtz. Seit gestern liegen Gottfried Helnweins blau bekleckerte Turnschuhe und die Öko-Hausschuhe Corny Littmanns in Glasvitrinen im Hanseviertel aus. Zur Besichtigung: Am 31. August um 15 Uhr kommt dort die gesammelte Promi-Fußbekleidung zum Mindestgebot von 50 Mark unter den Hammer.

Echtheitszertifikate bezeugen, daß es Gloria von Thurn und Taxis war, die die flippigen High-Heels beisteuerte, und sich kein anderer als John Neumeier des Paares zerknitterter Ballettslipper entledigte. Auch Helmut Kohl zögerte keinen Moment, seine Monster-Puschen (Größe 47) in den Briefkasten zu werfen. Schuhe braucht er schließlich nur zum Gehen, nicht zum Sitzen.

Für ihre Glamour-Pumps und die anderen Schuhspenden erwartet Dagmar Berghoff neben einer guten Presse im Schnitt 100 Mark. Bei 130 Paaren macht das ...? Ratlos blickt sie in die Runde der versammelten Journaille. Gerd Kessler von der Görtz-Werbeabteilung ist schneller. Er rechnet mit mindesten 10.000 Mark Gesamterlös, möglicherweise auch mehr. Für die Boots des Barden Roberto Blanco hat ein Fan schon jetzt 250 Mark geboten.

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