Publikationen zur Pressefreiheit: Presse in Gefahr

Die taz Panter Stiftung hat die Pressefreiheit überall auf der Welt im Blick – in den nahen und den fernen Krisen. Regelmäßig ermöglicht die Stiftung Publikationen verfolgter Journalist:innen.

Foto: Konstantin Potatov

Bekanntlich gibt es keine Demokratie und keinen Schutz der Bürger- und Menschenrechte ohne Pressefreiheit. Sie ist dafür keine Garantie, aber eine Voraussetzung. Diese Freiheit ist immer stärkeren Beschränkungen unterworfen – durch Zensur, Einschüchterung und Gewalt, durch Monopolbildungen, Fake News, „alternative Fakten“ und Propaganda. Dabei ist auch hierzulande umstritten, ob etwa ein Verbot russischer Desinformationsmedien mit der hiesiger Pressefreiheit vereinbar ist.

Für die Panter Stiftung und Reporter ohne Grenzen hat es zuletzt einige Verschiebungen in der Arbeit gegeben. Plötzlich mussten Evakuierungen afghanischer Kollegen samt Familien organisiert und russische Redaktionen über Nacht im Exil neu aufgebaut werden. Medienschaffende in der Ukraine brauchten auf einmal physischen Schutz und Journalisten anderswo wie bisher Rat, Solidarität, Rechtshilfe und Fortbildungen.

Die diesjährige Beilage zum internationalen Tag der Pressefreiheit zeigt ein breites Spektrum der Aktivitäten und Entwicklungen in verschiedenen Medien und Ländern, illustriert von internationalen Künstlern. Die Beilage kann hier als PDF heruntergeladen werden. Da die Panter Stiftung gerade ein Magazin mit afrikanischen Journalisten herausgegeben hat, liegt jetzt der Fokus auf anderen Regionen. Die Herausforderungen sind groß.

Novaya Gazeta muss Veröffentlichungen einstellen

Wegen des Krieges und der Zensur musste die russische Zeitung Nowaja Gaseta ihre Veröffentlichungen einstellen – zum ersten Mal seit 1995.

Am 7. April wurde der Chefredakteur der Zeitung, der Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow, in Moskau attackiert. Die Angreifer wurden gefasst, aber die russischen Behörden werden sie nicht juristisch belangen. Der Journalistenberuf ist in Russland praktisch verboten, die russische Gesellschaft durch Hass und Denunziantentum vergiftet. Kirill Martinow, Chefredakteur der Novaya Gazeta Europe, schreibt:

Wir, das Team der Novaya Gazeta Europe, haben das Land verlassen, um unsere Arbeit fortsetzen zu können und denjenigen eine Stimme zu geben, die den Krieg niemals akzeptieren und nie unterstützen werden. Wir wissen, dass es Millionen von uns gibt, auf beiden Seiten der Grenze, die jetzt wieder durch Europa geht. Menschen, die sich auf Russisch gegen den Krieg aussprechen – das sind unsere Leser und Autoren.

Die proeuropäischen und proukrainischen Russen, die in ihrer Heimat mit der ständigen Angst vor Verhaftungen leben oder im Exil außerhalb Russlands, ohne Arbeit und Zuhause – sie haben jetzt ein bisschen Zeit, zu jammern und zu klagen. Alle unsere Gedanken sind bei den Ukrainern. Wir wissen um die moralische Verpflichtung, die wir gegenüber den Menschen in der Ukraine haben.

Als Bürger des Aggressorstaates müssen wir alles in unserer Macht Stehende tun, um den Krieg zu stoppen. Die russische Gesellschaft ist noch zu schwach, um Putin durch Massenproteste aufzuhalten.

Aber es ist unsere journalistische Pflicht, so vielen Russen wie möglich wahrheitsgemäße Informationen über diese Katastrophe zu liefern, die der russische Präsident Wladimir Putin über die Ukraine, Russland und ganz Europa gebracht hat. Die Novaya Gazeta ist zuallererst die Idee von einer Zeitung, die nicht von der russischen Zensur kontrolliert wird und die Wahrheit schreibt. Diese Idee darf nicht zerstört werden.

Die Sonderseiten können Sie hier als PDF herunterladen.

taz-Autor Stefan Reinecke setzt sich hier auch kritisch mit den Inhalten der Novaya Gazeta Europe auseinander.

Alle Texte zum Thema finden Sie auf taz.de/pressefreiheit.