: Prüfer gegen Praktiker
Die klammen Uni-Kliniken in Schleswig-Holstein könnten laut Landesrechnungshof 8,6 Millionen Euro mehr erlösen, wenn sie ihre Blutkonserven teurer verkauften. Klinikleitung hält die angenommenen Preise für nicht durchsetzbar
Der Landesrechnungshof hat dem Universitäts-Klinikum Schleswig-Holstein vorgeworfen, seine Blutkonserven zu verschleudern. Die beiden Häuser in Kiel und Lübeck sollten sich an die Preisempfehlung der Deutschen Krankenhausgesellschaft halten. Auf diese Weise ließen sich 8,6 Millionen Euro mehr erlösen. Die Klinikumsleitung hält das für Träumerei: Die Vorstellungen der Prüfer hätten nichts mit dem Marktpreis zu tun.
Der Vorschlag klingt nach einem Buchhalter-Traum: einfach die Preise erhöhen und mehr verdienen. Für eine Blutkonserve könnten die Kliniken rund 140 Euro verlangen, statt bisher durschnittlich rund 80 Euro, behauptet der Landesrechnungshof Schleswig-Holstein (LRH) in seinen aktuellen „Bemerkungen“ . So viel extra Geld käme den Uni-Klinken gelegen – doch sie sehen den Fehler nicht bei ihrer eigenen Bescheidenheit, sondern bei den Annahmen der Finanzkontrolleure.
„Beim Verkauf von Blutprodukten ist der vom LRH kalkulierte Mehrerlös absolut unrealistisch“, schreibt das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in einer Stellungnahme. „Würden wir die vom LRH für Blutprodukte geforderten Preise der Deutschen Krankenhausgesellschaft tatsächlich fordern, gäbe es hierfür keinen Abnehmer, da diese Preise weit über den Marktpreisen liegen.“
Diese Aussage bestätigt auch der Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes – er dominiert als gemeinnützige Organisation den Markt der Blutkonserven. Beim DRK kostet ein Erythrozytenkonzentrat zwischen zwischen 80 und 85 Euro. Nach LRH-Informationen liegt selbst der Tarif der Deutschen Krankenhausgesellschaft unter den Herstellungskosten. Er forderte deshalb das Klinikum auf, die Produktion für Dritte einzustellen.
Diesen Vorschlag hält Bernd Kremer, Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein für Blödsinn: „Wir können nicht exakt für den Eigenbedarf produzieren, es bleibt immer etwas übrig.“ Außerdem müssten die Kliniken jederzeit auf eine Katastrophe eingestellt sein.
Das Deutsche Rote Kreuz verweist darauf, dass es seine Blutkomponenten kostendeckend und ohne Gewinnmarge verkaufe – allerdings kann die Organisation auf ein großes Netzwerk von ehrenamtlichen Helfern zurückgreifen und so die Kosten geringer halten, als das Kliniken können. So kommt es, dass der Preis für die Blut-Präparate auch günstiger ist als in vergleichbaren Nachbarländern wie den Niederlanden.
Hinzu kommt als Marktvorteil des Deutschen Roten Kreuzes: Da es rund 70 Prozent Marktanteil hat, kann es effizienter arbeiten. Neben höheren Kosten für mehr Personal haben Kliniken also den Nachteil, dass sie weniger effizient arbeiten können als das DRK.
Doch nicht nur bei den Preisen kritisiert der Landesrechnungshof das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Auch bei der Dokumentation sieht er noch Mängel und beruft sich dabei auf einen Bericht der Innenrevision der Kliniken. Die Mitarbeiter der Innenrevision halten auch diese Zahlen für falsch interpretiert. Es seien nur einige Uhrzeiten nicht protokolliert worden. DANIEL KUMMETZ