piwik no script img

Prozesse in China gegen „Konterrevolutionäre“

Peking (dpa) — Die chinesischen Behörden haben die Verfahren gegen Aktivisten der blutig niedergeschlagenen Demokratiebewegung im Schatten des Golfkriegs fortgesetzt. Gegen mindestens zwei weitere Angeklagte wurden laut einem Aushang vor dem Pekinger Volksgericht vom Montag Prozesse wegen „konterrevolutionärer“ Verbrechen angekündigt. Im Zuge der seit Wochen andauernden Prozeßwelle gegen Studenten und Aktivisten der Demokratiebewegung von 1989 sind bislang, soweit bekannt wurde, rund 30 Angeklagte vor Gericht gestellt worden. Neue Prozesse wurden unter den Anklagen einer „Anstiftung zu konterrevolutionärer Propaganda“ und der „Organisierung und Leitung einer konterrevolutionären Gruppe“ nun gegen Chen Yanlin und Zhang Yafei eröffnet. Über die Identität der beiden Angeklagten wurden keine Angaben gemacht. Die Vorwürfe lassen jedoch darauf schließen, daß sie vermutlich zu einer illegalen Arbeitergruppe gehören. Ein 34jähriger Arbeiter, Liu Zihou, war erst vor wenigen Tagen zu einer „mehrjährigen Freiheitsstrafe“ verurteilt worden. Im Unterschied zu den Verfahren gegen die bekannten Studentenführer und Regimekritiker wurden mögliche weitere Urteile gegen unbekannte Arbeiter bisher nicht mitgeteilt. Die Verfahren finden praktisch unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Im jüngsten Bericht des US-Außenministeriums zur Lage der Menschenrechte in China wird geschätzt, daß „bereits Hunderte, wenn nicht Tausende von Personen“ wegen ihrer Aktivitäten bei den Protesten in Arbeitslager eingewiesen wurden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen