: „Provokativer“ Asis streitet für Irak
New York (wps/dpa/ap/taz)—Mit einer Liste von Vorwürfen empfängt der UN-Sicherheitsrat heute den stellvertretenden irakischen Premieminister Tarik Asis. Nach Angaben eines Sprechers soll der frühere Außenminister rechtfertigen, warum der Irak sich weigere, die UN-Auflagen zur Zerstörung seiner Massenvernichtungswaffen voll zu befolgen. Asis seinerseits will eine Lockerung der Sanktionen gegen sein Land erreichen. Unterdessen soll der irakische Präsident Saddam Hussein Berichten der schiitischen Opposition zufolge eine neue „Säuberungsaktion“ in der Militärspitze durchgeführt haben. Der Präsident des UN- Sicherheitsrats, Diego Arria, bezeichnete die vollständige Erfüllung der UN-Resolutionen als einzige Bedingung für eine Aufhebung der Sanktionen. UN-Generalsekretär Butros Ghali zufolge versucht der Irak immer noch, das Herstellungsverbot für Massenvernichtungsmittel zu umgehen. Arria, der sich schon gestern zu einem Vorgespräch mit Asis traf, erwartete für heute eine „sehr provokative, konkrete und effektive“ Unterredung. Das Treffen könnte bis morgen ausgedehnt werden. Nach irakischen Angaben sind in den letzten zwei Monaten fast 21.800 Menschen an den Folgen des Embargos gestorben, darunter über 8.000 Kinder. Westliche Beobachter halten viele dieser Berichte für übertrieben, konstatieren aber einen akuten Mangel an Medikamenten und katastrophale hygienische Verhältnisse im Irak. Vereinzelt wurde behauptet, Ärzte seien gezwungen worden, vor laufenden Kameras Operationen ohne Betäubung durchzuführen, obwohl Narkosemittel vorhanden waren. Über die internationalen Medien sollte so Druck auf die UNO ausgeübt werden, hieß es. Einer neuen „Säuberungsaktion“ Saddam Husseins sollen unterdessen mehrere irakische Offiziere zum Opfer gefallen sein. Dies teilte die schiitische Oppositionsbewegung SAIRI am Montag in Damaskus mit. Der General Kasem Chammal sei erschossen und zwei weitere „kaltgestellt“ worden, hieß es ohne nähere Angaben in einer schriftlichen Erklärung. Zuvor soll ein heftiger Streit zwischen dem Staatspräsidium und dem Verteidigungsministerium stattgefunden haben, dem seit November Saddams Schwiegersohn Ali Hassan al-Madschid vorsteht. Dieser war schon vor dem zweiten Golfkrieg als „Schlächter von Kurdistan“ berüchtigt und leite die Niederschlagung der schiitischen und kurdischen Aufstände nach dem Krieg. taud
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