: Provinzfeindschaft
■ betr.: „Hellwach bis zum Hör sturz“, Leserbrief: „Nicht zu unterschätzende Gefahr“, taz vom 5. 10. 95
Daß jemand keinen Zugang zu einem künstlerischen Werk findet, zumal, wenn Herkunft und Vorurteile dem im Wege stehen, ist niemandem anzulasten. Warum aber sieht sich so jemand genötigt, dann auch noch einen Artikel über ein unverstandenes Werk zu schreiben. Eine Kritik am Film oder Buch selbst finde ich in keinem Satz, lediglich tendenziöse Inhaltsangabe.
Aber der Artikel paßt gut in die taz-spezifische Provinzfeindschaft, der bloßen Umkehrung konservativ-romantischer Großstadtfeindschaft. Einzig einige Goettle- Reportagen sind zumindest von einem Versuch des Verstehens provinzieller Strukturen geprägt, kommen ohne die Arroganz des Städters aus.
Und zum Leserbrief von Hansjörg Beyer: Was unter dem Mantel der Fürsorge und Vorsorge vor Vergiftungen daherkommt, scheint doch – trotz einiger Sachkenntnisse – eher einer irrationalen Furcht vor dem Natürlichen zu entspringen. Goettles Bewertung der Pilze ist da jedenfalls rationaler. Was soll etwa die Diskussion um die Zahl der Abarten von Pilzen, die eh kein Pilzsammler verwendet? Die Chance, durch Pilze ums Leben zu kommen, ist jedenfalls abhängig von der Pilzkenntnis und einigen Vorsichtsregeln, aber es wird auch kaum jemand ohne Grundkenntnisse elektrischer Installationen an Starkstromleitungen hantieren.
Sollen die Menschen die Pilze fürchten und sich auf den Verzehr von Zuchtpilzen verlegen, dies tut dem Bestand der Wildpilze nur gut und freut den Pilzfreund. Klaus Gasseleder, Schweinfurt
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