: Protesttag am giftigen Rhein
■ Mit zahlreichen Aktionen demonstrierten zwischen 30.– und 40.000 Menschen gegen die Praktiken der Chemiekonzerne und Politiker Zahlreiche Rheinbrücken von Basel bis Rotterdam besetzt / Internationales Rheintribunal klagt Verursacher der Verseuchung an
Berlin (dpa/taz) - 30. bis 40.000 Menschen haben nach Angaben der Initiatoren gestern entlang des Rheins mit zahlreichen unterschiedlichen Aktionen gegen die Praktiken der chemischen Industrie protestiert. Neben Kundgebungen, Menschenketten und Demonstrationen gab es an mehreren Orten symbolische Trauerzüge. Särge wurden in den Rhein gelassen, Theater und Kabarett nahmen die Gefahren der Umweltverseuchung aufs Korn. An mehreren Orten wurden die Rheinfähren besucht und mit Ruderbooten direkt auf dem Rhein demonstriert. Eine Künstleraktion an der Loreley ließ die Seelen der untergegangenen Rheinschiffer aus dem Rhein auferstehen, um den Tod des Flusses zu beklagen. Von Basel bis Rotterdam wurden Rheinbrücken besetzt. Rund 15.000 Menschen bildeten eine 40 km lange Menschenkette von den Basler Rheinbrücken bis nach Neuenburg südlich von Breisach. Blockiert wurden unter anderem auch die Rheinbrücken von Karlsruhe, Mannheim, Speyer, Worms, Koblenz, Königswinter, Bonn, Köln, Düsseldorf, Duisburg und Kleve. Bei einem Internationalen Rheintribunal mehrerer Umweltschutzverbände und der Grünen sind am Samstag in Auggen (Kreis Breisgau Hochschwarzwald) Politiker, Chemiekonzerne und Verbände der chemischen Industrie angeklagt worden. In einem Forderungskatalog wurden unabhängige Kontrollinstanzen mit unbeschränktem Informationszugang, das Recht auf Akteneinsicht für Umweltverbände, ein Verbot umwelt– und gesundheitsgefährdender Produktionsverfahren und die Widerrufung aller Schadstoffeinleitungs–Genehmigungen in Rhein und Nordsee verlangt. Das Ergebnis der ganztägigen Veranstaltung, auf der sich Juristen, Naturwissenschaftler und Umweltschützer als Sachverständige zu einer Befragung zur Verfügung stellten, wurde am Sonntag als Urteil auf allen besetzten Rheinbrücken zwischen Basel und Rotterdam bekanntgegeben. Tagesthema auf Seite 3
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen