: Protestmarsch in Seoul
■ 39.000 Polizisten überwachen Friedensmarsch für Folteropfer in Südkorea / 2.300 Menschen verhaftet / Oppositionelle unter Hausarrest
Seoul (dpa/afp) - In Südkorea haben am Dienstag erneut mehrere Tausend Menschen mit sogenannten Friedensmärschen gegen den Foltertod des 21jährigen Studenten Park Chong Chol protestiert, der im Januar bei einem Polizeiverhör zu Tode gefoltert worden war und seither zum Symbol für den Widerstand gegen die Diktatur geworden ist. Obschon landesweit über 39.000 Polizisten und paramilitärische Truppen im Einsatz waren und der Pagodapark, in dem der Sternmarsch enden sollte, weiträumig abgeriegelt war, folgten in der Hauptstadt rund 2.000 Menschen dem Aufruf von Oppositionsparteien und Studentenor ganisationen und Menschenrechtsgruppen. Demonstrationen waren auch in der Provinz geplant. In den Städten Pusan, Taegu und Kwangju wurden etwa 2.300 Menschen festgenommen. Obschon die Demonstration in Seoul vollkommen friedlich verlief, bezeichneten die Behörden die Kundgebung als Gewaltmarsch. Jugendliche, die in Sprechchören und mit Spruchbändern gegen die Militärdiktatur protestierten, wurden unter Einsatz von Tränengas auseinandergetrieben. Über 500 Oppositionelle, darunter 70 prominente Politiker, wurden bereits vorher unter Hausarrest gestellt, eine in Südkorea übliche Methode, um Verhaftungen vorzubeugen. Paramilitärische Einheiten wurden an den geplanten Versammlungspunkten postiert, Gästehäuser, Busbahnhöfe und Universitäten durchsucht und Passanten kontrolliert. Bereits vor drei Wochen war ein nationaler Volkstrauertag zu dem gleichen Folterfall mit massivem Polizeiaufgebot weitgehend verhindert worden. Offiziell ist lediglich die Teilnahme an Trauerfeiern in Tempeln und Kirchen gestattet. Die gestrige Kundgebung in Seoul sollte jetzt die von der Opposition ausgerufene 49tägige Trauerzeit beenden.
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