: Protestantismus und Leidenschaft
■ 50 Jahre NDR-Sinfoniker und mehr Klassik-Konzerte
Irgendwie geht er derzeit etwas unter, der 50. Geburtstag der NDR-Symphoniker. Dabei haben die sich mit Altmeister Günther Wand in den 80er Jahren einen der ersten Plätze unter Deutschlands Kapellen erspielt, mit gelegentlich freilich etwas schmalem Repertoire. Der Nachfolger John Eliot Gardiner erkundete mit ihnen deutsche Romantik, bot Hamburg spannende Abende auch mit Weill, Strawinsky oder György Kurtág, profilierte sich ansonsten aber ganz woanders.
Mit dem brandneuen Chefdirigenten Herbert Blomstedt bekommt Hamburg endlich einen Mahler-Interpreten von Weltrang. Blomstedt war zuletzt Chefdirigent beim San Francisko Symphony Orchestra, mit dem er soeben den Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik einheimste. Preis-CD: Mahlers 2. Symphonie.
Seinen Einstand als Orchesterchef in Hamburg gibt der 68 Jahre alte Schwede mit Richard Strauß' Also sprach Zaratustra und Brahms' 4. Symphonie. Blomstedt ist eine weitere Variante dieser schon mit Gardiner bewährten, sehr hamburggemäßen Mischung aus Protestantismus und Leidenschaft. Dienstag, den 31. Oktober, und Mittwoch, 1. November, 19.30 Uhr, Musikhalle
Die Osloer Philharmoniker plus sich selbst brachte Mariss Jansons in zwölf Jahren von 0 auf Weltspitze. Jetzt ist er auch noch Chef in Pittsburgh, und man munkelt, er werde Nachfolger Kurt Masurs im Leipziger Gewandhaus. Künstlerisch geboren wurde der lettische Dirigent in Leningrad; dort ist er seit langem zweiter Chef, ergänzt den beseelten Streicherklang der St. Petersburger Philharmoniker mit viel Sinn für kraftvoll akzentuierte Blechbläser. Programm seines Konzertes in dieser Woche in Hamburg: Dvoraks Symphonie Aus der Neuen Welt und Suiten aus Prokofjeffs Romeo und Julia. Samstag, 28. Oktober, 19.30 Uhr, Musikhalle
Die Göteborger Symphoniker leitet Neeme Järvi, der zweite große Dirigent aus dem Baltikum. Der kann symphonische Schlachtrösser verwandeln in durchtrainierte Renner. Hamburg wird er bekanntmachen mit der 4. Symphonie des schwedischen Schubertzeitgenossen Franz Berwald, Orthopäde, Glasfabrikbesitzer und Komponist. Mit je drei Liedern von Grieg und Strauß (gesungen von der Sopranistin Barbara Bonney) folgt schön Bekanntes, darunter „Solveigs Lied“ aus Griegs Peer Gynt Suite.
Nach der Pause wird Sibelius' beliebteste Symphonie, die Nr. 2, eine abwechslungsreiche symphonische Landschafterei mit Traumanstößen in Richtung nordschwedischem Winterwald folgen. Mittwoch, 1. November, 20 Uhr, Musikhalle. Stefan Siegert
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