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Protest der Sportvereine bleibt zahm

■ SPD-Sportfunktionäre organisierten Demonstration gegen SPD-Sportsenatorin

„Nicht am Sport sparen, sondern mit ihm“ stand auf einem Transparent, das zwei junge Frauen vom TuS-Walle am Samstag auf der Demonstration der SportlerInnen gegen die Sparpolitik des Senats hochhielten. Der Stoff war professionell bedruckt – sie waren die spöttischen Fragen über den Sinn offensichtlich leid.

Die Million für den TuS-Walle war in den Hinterköpfen der rund 1.500 DemonstrantInnen, die am Samstag den Marktplatz füllten. Um des lieben Friedens willen wurde das Thema aber nur angedeutet. Der Sportverein TuS Walle sieht von dem Geld nichts, war die friedensstiftende Auskunft – über die Sponsor-Firma gehe das Wirtschafts-Geld sofort an die Profi-Handballerinnen.

Diese Million „hat mit dem Sporthaushalt nichts zu tun“, hatte auch Senatorin Bringfriede Kahrs pünktlich zur Demonstration klargestellt. Sie war aber als Rednerin nicht erwünscht. Dafür turnte ihr SPD-Fraktionskollege Peter Sakuth auf der Rednertribüne herum. Als wäre er der designierte Nachfolger für den Landessportbund-Präsidenten Claussen, hatte man ihn diese Veranstaltung organisieren und durchführen lassen. „Flagge zeigen“ wolle der Sport, meinte Sakuth, und wußte trotz der vergleichsweise geringen Beteiligung die 190.000 Mitglieder in Bremens Sportvereinen hinter sich.

Sakuth war selbst früher Sportsenator gewesen, er muß deshalb wissen, was die Senatorin Kahrs trotz der allgemeinen Kürzungsrunden für den Sport herausgeholt hat. „Namentlich Peter Sakuth, der als Parlamentarier ja viele der jetzt beschlossenen Vorlagen und den Haushalt mitbeschlossen hat, trägt offenbar auf zu vielen Schultern“, hatte Kahrs ihn im Interview mit dem Weser-Kurier vom selben Tag provoziert. Die Senatorin hatte es offensichtlich nicht geschafft, die Sport-Funktionäre ihrer Partei von ihrem Engagement für den Sport zu überzeugen. Und da sie auch nicht zu einer Rede eingeladen war, erklärte sie am Samstag, daß es „viele andere und bessere Anlässe zum Demonstrieren“ gebe als ihre Sportpolitik.

Sakuth selbst konterte auf der Kundgebung nicht. Stattdessen antwortete Heinz Kording, Sport-Funktionär aus Bremen-Nord: „Die Vereine haben Kriege, Revolutionen und auch einige Sportsenatoren überstanden.“ Was sie nicht bräuchten, „sind Sportpolitiker, die ständig an der Gebührenschraube drehen“, sagte Kording. Die Ankündigung der Demonstration hatte den SportpolitikerInnen offensichtlich Beine gemacht. Der Sport bekommt mehr Geld als noch 1995, da es Geld aus dem Stadtreperaturfonds gibt. Eine Million Mark mehr aus Wettmitteln der „Super 6“. Zwei Millionen Investitions-Gelder dürfen, ein Verstoß gegen goldene Haushalts-Regeln, im Sportbereich „konsumtiv ausgegeben“ werden. Von der Finanzierung des Profi-Sports (Ausbau des Weser-Stadions für Werder Bremen, 1 Million für TuS Walle) ganz zu schweigen. Und die Erhöhung der Hallengebühren „ist vom Tisch“, freute sich die CDU, die nicht reden durfte und deshalb einen kleinen Stand aufgebaut hatte.

Auf der Rednertribüne gab ein SPD-Mitglied dem nächsten das Mikrophon in die Hand – die Sportvereine sind noch fest in SPD-Hand. Die Reden waren dieser Lage angemessen allgemein und nicht vollkommen unversöhnlich gegenüber der SPD-Sportpolitik. Sakuths Ruf „Der Sport zeigt Flage“ war schon der Höhepunkt der Kundgebungsrhetorik. K.W.

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