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Proportionen in der Wüste

■ Das Metropolis zeigt Filme aus Australien seit den Anfängen

Muß man über Mad Max noch viele Worte verlieren? Der wortkarge, moralisch schwer greifbare Einzelgänger ist längst zu einer Ikone für den Überlebenskampf im Zeitalter der Öko-Katastrophe geworden. Dabei war der Fünfte Kontinent zur Entstehungszeit von Mad Max auf der internationalen Kinolandkarte ein weißer Fleck – eine eigene, unabhängige Filmproduktion war gerade erst im Entstehen. Von den etwa 160 Spielfilmen, die in den 70er Jahren produziert wurden, war Mad Max einer der ganz wenigen, die ohne öffentliche Fördermittel auskamen. Die übrigen, darunter auch die Debüts mittlerweile bedeutender Regisseure wie Peter Weir, Bruce Beresford und Gillian Armstrong, entstanden mit Unterstützung der Australian Film Commission und anderer zu Beginn der 70er Jahre ins Leben gerufener Filmförderungs-Institutionen.

Zehn Jahre vor Mad Max war der australische Film lediglich von einigen Untergrundfilmern in Sydney und Melbourne repräsentiert worden. Beresfords früher Kurzfilm ...It Droppeth As The Gentle Rain ist ein Beispiel aus dieser Periode, in der sich ein kreatives Potential bildete, das die Politiker zunehmend unter Druck setzte. Nachdem dann die Bereitstellung öffentlicher Fördergelder und die Eröffnung einer Filmschule den Talenten den geforderten Spielraum eröffnet hatte, ging alles sehr schnell. Ende der 70er Jahre war es Zeit, an den nächsten Schritt zu denken. Mit Hilfe großzügiger Steuerermäßigungen für Filmproduktionen wurde die australische Filmindustrie auf eigene Füße gestellt. Der Qualität der Filme kam das nicht immer zugute. Aber eine Vielzahl unabhängiger Produzenten bekam so die Chance zum Einstieg ins Filmgeschäft. Mittlerweile hat sich „Made in Australia“ in der internationalen Filmszene längst als Markenzeichen etabliert.

Die Australian Film Commission, die diese Entwicklung ursprünglich angeschoben hat, ist durch den Erfolg nicht träge geworden. Sie hat sich neue Aufgaben gesucht: die Suche nach neuen Talenten, die Unterstützung innovativer Filmprojekte, allgemeine Maßnahmen zur Förderung der Filmkultur – und die Promotion des australische Films auf dem internationalen Markt. Mit einer umfangreichen Filmreihe im Pariser Centre Pompidou streckten die Australier vor vier Jahren erstmals ihre Fühler nach Europa aus. Eine abgespeckte Ausgabe dieses Programms ist jetzt im Metropolis zu sehen. Es bietet nicht nur spannende (Picknick am Valentinstag, The Last Wave) oder lustige Einblicke (Death in Brunswick, The Adventures of Barry Mc Kenzie) in eine fremde Kultur, sondern zeigt vor allem mit den neueren Filmen, was eine klug betriebene Filmpolitik leisten kann.

Neben dieser Renaissance des australischen Kinos seit den siebziger Jahren wird aber auch das frühe Filmschaffen gewürdigt, etwa mit einem zehnminütigen Fragment aus The Story of the Kelly Gang (1906). Wenn alle anderen den hundertsten Geburtstag des Kinos feiern, wollen die Australier nicht beiseite stehen. Zu einer lebendigen Filmkultur gehört auch das Bewußtsein für ihre Geschichte.

Hans-Arthur Marsiske

Alle Filme im Metropolis. Das Abaton-Kino veranstaltet im Mai ebenfalls eine Australien-Reihe mit Das Piano, Bad Boy Bubby, Mad Dog,Sweetie, Ein Engel an meiner TafelundPriscilla.Die Termine beider Reihen sind dem Kino-Programm zu entnehmen.

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