: Profitgier
Betr.: Zynisch unsozial, taz hambur g v. 22. 10.
Obwohl ich persönlich nicht betroffen bin, ist in mir beim Lesen der Berichterstattung in der taz zur Schließung des Hamburger Aluminiumwerkes (HAW) kalte Wut aufgestiegen. Das Unternehmen ist profitabel, das modernste seiner Art in Europa, die ArbeiterInnen gut ausgebildet und leistungsbereit. Alles vorhanden, was in der neoliberalen Globalisierungsideologie immer gepredigt wird. (...) Wie sich die Bilder doch gleichen. Erst Phoenix – auch profitabel. Jetzt das HAW. Wer wird der nächste sein?
Die Hamburger Politik steht machtlos und ohnmächtig daneben. Ein Wirtschaftssenator und ein Bürgermeister haben sich als Frühstücksdirektoren einer hilflosen Politikerkaste lächerlich gemacht. Etwas ist aus dem Lot geraten. (...) Und als Nachtrag: Die so genannte „Liberalisierung“ des Strommarktes scheint ja auch irgendwie nicht funktioniert zu haben. Dirk Mirow
(...) Herr Bürgermeister täuscht sich, wenn er sagt, die Politik sei an ihre Grenzen gestoßen. Er möchte sich doch bitte an das letzte Jahr erinnern, als man Neuenfelder Grundeigentümer mit Enteignungsdrohungen, unerhörtem öffentlichem Druck und Geld zum „Einlenken“ bewegt hat. Was spricht gegen ein Aluminiumindustriestandortsicherungsgesetz mit Enteignungswirkung?
Wenn hier die Bosse Hunderte von Jobs vernichten und das ist nicht gemeinnützig, dann sollte der Senat doch ernsthaft in Erwägung ziehen, Norsk Hydro, Alcoa und Amag mit angemessener Entschädigung zu enteignen. Um das Aluwerk damals bauen zu können, wurde den Altenwerdern auch mit Enteignung gedroht. Es sind erhebliche Entschädigungen und Subventionen geflossen. Deswegen ist das Alu-Werk eigentlich sowieso schon längst Volkseigentum. Jeannette Kassin